Politiker-Vorstoß gegen Armenpriester in Brasilien gescheitert

In Brasilien ist Julio Lancellotti (75) als Kämpfer für die Belange der Obdachlosen bekannt. Doch rechtskonservative Politiker stören sich an der Arbeit des Priesters.

Der Versuch eines brasilianischen Stadtrats, die Arbeit eines bekannten Priesters zum Gegenstand eines Untersuchungsausschusses zu machen, ist vorerst gescheitert. Nachdem der Fall landesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, zogen am Donnerstag (Ortszeit) mehrere Stadträte der Metropole Sao Paulo ihre Unterstützung für das Vorhaben zurück.

Anfang Dezember hatte der Abgeordnete Rubinho Nunes von der rechten Partei Uniao Brasil die Einsetzung eines solchen Ausschusses beantragt. Das Gremium sollte die Arbeit von Hilfsorganisationen in der Drogenszene „Cracolandia“ untersuchen. Seit Jahren versuchen die Stadt und der Gliedstaat Sao Paulo, die Szene aufzulösen. Dies gestaltet sich allerdings schwierig. Den Helfern wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, die Arbeit der Behörden zu behindern.

Aufsehen erregte das Thema vor allem, als der katholische Priester Julio Lancellotti in den Fokus geriet. Rechtskonservative Politiker werfen ihm vor, durch seine Hilfe für Obdachlose – etwa das Verteilen von Lebensmitteln – die Bemühungen im Kampf gegen die Drogenszene zu hintertreiben.

Stadtrat Nunes wollte Lancellotti in den geplanten Untersuchungsausschuss vorladen. „Ich werde ihn mit Gewalt dort hinschleifen lassen, selbst wenn ihm dafür Handschellen angelegt werden müssen“, so der Politiker. „Ich werde ihn durchleuchten lassen, werde das Innenleben dieses Typen analysieren lassen, damit jeder sieht, wer hinter diesem Lancellotti steht.“

Die Erzdiözese Sao Paulo sprach sich entschieden gegen den Untersuchungsausschuss aus. „Wir unterstreichen die Wichtigkeit der Arbeit, die im Namen der Kirche mit den Armen und Leidenden durchgeführt wird“, hieß es in einem Schreiben. Lancellotti verrichte in der Obdachlosenpastoral eine wichtige Aufgabe. Der Priester selbst bezeichnete den gegen ihn gerichteten Vorstoß als „einen Versuch, die Arbeit mit Obdachlosen zu kriminalisieren“.

Lancellotti ist durch seine Nähe zum linken Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva bekannt. Während des Wahlkampfs 2022 unterstützte der Geistliche den ehemaligen Gewerkschaftsführer. Erst kürzlich unterzeichnete Lula ein nach Lancellotti benanntes Gesetz, das obdachlosenfeindliche Architektur verbieten soll. Für eine entsprechende Kampagne posierte Lancellotti zuvor eigens mit einem Vorschlaghammer und zertrümmerte vor Fotografen spitze Steine unter Brücken.