Politik, Kirchen und Wirtschaft setzen Zeichen gegen Judenhass in NRW

In einer gemeinsamen Erklärung haben Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Religion in NRW an die Verantwortung erinnert, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und gegen Antisemitismus vorzugehen. „Es ist unsere Verantwortung, für das friedliche Miteinander von Menschen aller Religionen und Kulturen in Deutschland einzutreten“, hieß es in der am Donnerstag zum 9. November veröffentlichen Erklärung. Man bekenne sich zu dieser Verantwortung „ohne Vorbehalt“.

Die Erklärung mit dem Titel „Nie wieder ist jetzt!“ wurde unter anderem von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) unterzeichnet. Als Kirchenvertreter unterstützen im Namen der katholischen Kirche der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki und im Namen der evangelischen Landeskirchen die westfälische Präses Annette Kurschus den Aufruf. Zudem unterzeichneten Vertreter islamischer Verbände, der jüdischen Landesverbände und der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland die Erklärung. Seitens der Wirtschaft wird der Aufruf von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden getragen.

Der 9. November sei „ein schicksalhaftes Datum in der deutschen Geschichte“, erklärten die Unterzeichner. So markiere der 9. November 1918 den Übergang Deutschlands von einer Monarchie zur ersten deutschen Republik, der 9. November 1989 den Mauerfall. Doch der 9. November stehe auch für „die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte“: Vor 100 Jahren unternahmen die Nationalsozialisten den Versuch, von München aus die Weimarer Republik per Putsch zu stürzen. 15 Jahre später verübten die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9. November 1938 ein Pogrom an der jüdischen Bevölkerung in Deutschland.

267 Synagogen und mehr als 7.000 jüdische Geschäfte wurden in der sogenannten Reichspogromnacht in Brand gesetzt und geplündert. 91 Menschen seien getötet und Tausende in Konzentrationslager verschleppt worden. Deshalb sei das historische Datum des 9. November „für uns auf immer mit der Shoah verbunden – mit schändlichsten Gräueltaten der Menschheitsgeschichte“, hieß es. Für das demokratische Deutschland ergebe sich daraus „eine besondere Verantwortung“.

Vor dem Hintergrund des „barbarischen Angriffs der Hamas gegen Israel“ lege man dieses Bekenntnis mit besonderem Nachdruck ab. „Wir verurteilen die brutalen Gewalttaten der Hamas und wenden uns entschieden gegen die Verleugnung des Existenzrechts Israels. Wir verurteilen ebenso deutlich den aufflammenden Antisemitismus auf deutschen Straßen. Es ist inakzeptabel, wenn der Terror der Hamas auf unseren Straßen bejubelt oder auch nur relativiert wird.“

Zudem sei es „unerträglich, dass 85 Jahre nach der Reichspogromnacht Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Grund haben, den Gang auf die Straße zu fürchten, dass sie Sorge um ihre Kinder in Kindergärten und Schulen haben“. Weiter hieß es: „Antisemitismus, egal in welcher Form, darf in Deutschland keinen Platz haben.“ Es sei Aufgabe und Verpflichtung aller Menschen in Deutschland, ihn „vorbehaltlos zu bekämpfen“.