Was bedeutet Frieden, wenn Freiheit und Demokratie bedroht sind? Und wie positioniert sich eine Kirche, die einst „Nie wieder Krieg“ rief, heute zwischen Pazifismus und militärischer Verantwortung? Mit ihrem neuen Podcast „Frieden denken“ wagt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Versuch, Antworten zu finden – oder zumindest neue Fragen zu stellen. Host Frank Hofmann spricht darin mit Theologinnen, Bischöfen und Friedensaktivistinnen über Abrüstung, Gerechtigkeit, Klima und Glauben. Die Reihe begleitet die neue Friedensdenkschrift „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“, die am 10. November auf der Synode der EKD in Dresden vorgestellt werden soll.
Tiefe Einblicke und fundierte Kenntnisse
Schon die erste Folge zeigt, worum es geht: EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs, geprägt von den Kriegserfahrungen ihrer Eltern, trifft auf Militärbischof Bernhard Felmberg, der im Westteil des geteilten Berlins aufwuchs. Zwischen biografischen Erinnerungen und politischer Realität entsteht ein ehrliches Ringen um
Begriffe wie „gerechter Frieden“ und „rechtserhaltende Gewalt“. Fehrs betont die Grenzen reinen Pazifismus, Felmberg macht deutlich, dass Freiheit verteidigt werden muss. In weiteren Episoden spricht Antje Heider-Rottwilm, die ehemalige Vorsitzende des europäischen friedens- kirchlichen Netzwerks „Church and Peace“, über die spirituelle Kraft gemeinsamer Gebete in Zeiten von Angst. In anderen geht es um die ökologischen Folgen von Kriegen – vom CO₂-Ausstoß bis zum Fischbrötchen als Symbol zerstörter Lebensräume.
„Frieden denken“ spricht durch tiefe Einblicke und fundierte Diskussionen. Der Podcast bietet keine schnellen Antworten, sondern tastet sich durch Widersprüche, die bleiben. Er will eine Kirche zeigen, die nicht belehren möchte, sondern zuhört. In einer Welt, in der die Kriegsrhetorik lauter geworden ist, wirkt der leise, nachdenkliche Ton des Podcasts fast provokant und erinnert daran, dass Frieden nicht zuerst auf dem Schlachtfeld, sondern im Kopf beginnt. Und vielleicht ist das der dringendste Gedanke unserer Zeit.
„Frieden denken“ erscheint alle zwei Wochen und ist überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
