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Plötzlicher Todesfall – So können Angehörige den Überblick behalten

Ein unerwarteter Todesfall wirft Angehörige aus der Bahn und sorgt für organisatorische Herausforderungen. Eine Bestatterin erklärt, welche Schritte besonders wichtig sind und wie man trotz allem Raum für Trauer schafft.

Nicht nur der Schreck steckt vielen Menschen nach einem plötzlichen Todesfall in den Gliedern. Auch der Alltag muss neu organisiert und eine Bestattung geplant werden, zudem treten mitunter finanzielle Engpässe auf. Hanna Roth ist Teil der Geschäftsführung des Bestattungshauses Pütz-Roth in Bergisch-Gladbach bei Köln – und hat Tipps für diese belastende Situation.

Totenschein richtig ausstellen lassen – “Das Allererste ist, dass ein Arzt oder eine Ärztin sich den Verstorbenen anschauen sollte, um den Totenschein auszustellen”, erklärt Roth. Wenn der Tod im Pflegeheim oder Krankenhaus eintritt, kümmern sich die Einrichtungen in der Regel darum. “Wenn jemand zu Hause verstirbt, würde ich immer empfehlen, dass man den Hausarzt oder den hausärztlichen Notdienst informiert”, sagt Roth.

Diese haben etwas mehr Zeit, und Hausärzte kennen meist die Vorgeschichte. “Der Notarzt weiß das oftmals nicht und hat in der Regel nicht so viel Zeit. Das kann dazu führen, dass auf dem Totenschein ‘unnatürliche Todesursache’ angekreuzt wird”. Fehlerhafte Angaben können wiederum dazu führen, dass die Polizei informiert wird, der Verstorbene zunächst beschlagnahmt bleibt und Angehörige erst nach der Freigabe durch die Staatsanwaltschaft Abschied nehmen können.

Abschied gestalten – Wenn ein Mensch zu Hause verstirbt, gilt es zu überlegen, wie die nächsten Schritte aussehen. “Man kann den Bestatter schon informieren, aber den Verstorbenen noch zu Hause behalten”, sagt Roth. Es sei durchaus möglich, zu Hause Abschied zu nehmen: Bis zu 36 Stunden erlaubt das Gesetz. Die Abstimmung erfolgt individuell mit Bestatter oder Bestatterin. “Man kann in der Situation eigentlich nichts falsch machen. So viel Stress man vielleicht auch vorher hatte, den muss man sich jetzt mit Sicherheit nicht mehr machen”, betont Roth.

Todesfall im Ausland – Wird der Tod im Ausland festgestellt, meist im Krankenhaus, sollte man sich an die deutsche Botschaft vor Ort wenden. Sie unterstützt dabei, ein geeignetes Bestattungsunternehmen zu finden und die nötigen Unterlagen zu organisieren. Anschließend geht es um die Frage, ob eine Erd- oder Feuerbestattung gewünscht ist – ob also der oder die Verstorbene als Leichnam nach Deutschland überführt wird oder ob die Kremierung vor Ort erfolgt und anschließend die Urne nach Deutschland gelangt.

Checklisten und Beratung – Ein plötzlicher Todesfall sorgt oft für Fassungslosigkeit. Dementsprechend bieten viele Fachleute Checklisten an: Hanna Roth geht diese mit den Angehörigen detailliert durch. “Die Angehörigen können alles von dieser Liste machen, was sie gerne machen möchten”, sagt sie. Wenn Angehörige nicht mehr weiterwüssten, sehe sie sich als eine Art Sprungtuch – “wie bei einer Seiltänzerin, die auffängt und dann übernimmt”.

Dokumente frühzeitig bereitlegen – Für die Überführung brauchen Bestatterinnen und Bestatter zunächst nur den Totenschein. Erst in den folgenden Tagen werden weitere Unterlagen wichtig. Welche genau, hängt vom Familienstand der verstorbenen Person ab. Bei Ledigen wird die Geburtsurkunde benötigt, bei Verheirateten die Heiratsurkunde; Geschiedene müssen zusätzlich das Scheidungsurteil vorlegen, Verwitwete die Sterbeurkunde des früheren Ehepartners. In vielen Fällen hilfreich ist zudem der Personalausweis, besonders dann, wenn der Tod nicht am Wohnort eingetreten ist.

Viele Bestatterinnen und Bestatter übernehmen auf Wunsch auch anfallende Abmeldungen – etwa bei Krankenversicherung und Rentenstelle, bei Versicherungen oder Abonnements. Damit nichts fehlt, rät Roth dazu, zu Hause einen “Todesfallordner” anzulegen mit allen wichtigen persönlichen Dokumenten, einer Übersicht über laufende Verträge und digitalen Zugangsdaten. Nicht zuletzt gehört dazu eine Adressliste für Traueranzeigen oder Einladungen zur Abschiedsfeier: Gerade sie werde im Akutfall oft vergessen.

Wenn Alleinlebende sterben – Menschen ohne Angehörige sollten festlegen, was nach ihrem Tod mit ihnen geschehen soll. Ohne Vorsorge übernimmt sonst das Ordnungsamt; oft kommt es zu einer anonymen Bestattung ohne Möglichkeit für Freunde, Abschied zu nehmen. Bestattungsvorsorge schützt davor. “Durch ein Treuhandkonto oder eine zweckgebundene Versicherung sind Wünsche und Kosten klar geregelt”, erklärt Roth.

Drei-Monats-Zahlung und Hinterbliebenenrente – Neben der Hinterbliebenenrente gibt es die sogenannte Drei-Monats-Zahlung, die oft von Bestatterin oder Bestatter beantragt wird. Sie dient als Überbrückungsgeld in den ersten Wochen nach einem Todesfall, in denen möglicherweise Einnahmen wegfallen. Auch Arbeitgeber leisten manchmal kurzfristige Zahlungen, zum Beispiel in Höhe von drei Monatsgehältern. Die Drei-Monats-Zahlung sollte innerhalb von 20 Tagen beantragt werden. Verpasst man die Frist, wird sie zusammen mit der regulären Hinterbliebenenrente ausgezahlt. Deren Bearbeitung dauert in der Regel zwei bis drei Monate.

Die Hinterbliebenenrente erhalten Ehepartnerinnen und Ehepartner, eingetragene Lebenspartnerinnen und -partner sowie Kinder, in manchen Fällen auch andere Personen, die wirtschaftlich von der verstorbenen Person abhängig waren. Sie wird bei der Rentenstelle beantragt. Unterstützung bieten sogenannte Rentenälteste.

Zugang zu Konten – Idealerweise gibt es ein Gemeinschaftskonto oder eine Vollmacht, die über den Tod hinaus gilt. So können Zahlungen weiterhin problemlos erledigt werden. Wenn die Partnerin oder der Partner keine Vollmacht über den Tod hinaus hat, kommt er oder sie bis zur Ausstellung des Erbscheins unter Umständen nicht an das Geld, auch wenn laufende Rechnungen weiterhin abgebucht werden.

Tod und Leben sind verbunden – Neben all der Organisation sei es besonders wichtig, sich verabschieden zu können. Bestatterin Roth betont, dass viele Angehörige Teile der Vorbereitung selbst übernehmen möchten – und dass genau das eine wichtige Form von Trauerarbeit sein könne. Etwa das Aussuchen von passender Kleidung wecke Erinnerungen: “Man sitzt vor dem Schrank und überlegt: Was hat Papa gern getragen? Vielleicht war es die Hose von meiner Hochzeit oder die, die er beim letzten Kindergeburtstag seines Enkels anhatte.” Solche Rituale könnten dabei helfen, das Unfassbare greifbarer zu machen.

Der Umgang mit dem Tod eines Angehörigen sei sehr individuell und hänge stark von der trauernden Person ab. So fällt Roth nach eigenen Worten auf, dass besonders Männer sich bei einem Todesfall oftmals in die Organisation stürzten. Für den Sterbeprozess sei jedoch auch besonders wichtig, Entschleunigung zu finden und sich Zeit zum Trauern zu nehmen.

Zudem rät die Expertin, sich früh genug mit der eigenen Sterblichkeit zu befassen. “Wenn ich mir meines Todes bewusst bin, dann kann ich das Leben wieder ganz anders genießen.” Es müsse nicht immer um das ganz große Glück gehen, aber: “Ich muss das Leben selbst anpacken, denn ich habe nur das Eine.”