Plötzlich waren es sieben Dienstwagen

Kreditkarten für private Zwecke und jede Menge Dienstwagen: Das haben Wirtschaftsprüfer in ihrem Bericht aufgedeckt. Der Schaden ist hoch – wirtschaftlich und moralisch.

Propst Thielko Stadtland (li.) mit seinem ehemaligen Kollegen Thomas Bergemann
Propst Thielko Stadtland (li.) mit seinem ehemaligen Kollegen Thomas BergemannCatharina Volkert

Elmshorn. Plötzlich standen sie da, die neuen Dienstwagen, vor dem Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises. Da waren es dann sieben. Dass es sieben Autos gab, weiß der Kirchenkreisrat von Rantzau-Münsterdorf erst, seit eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus Kiel ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Ergebnisse ihres Berichtes haben Propst Thielko Stadtland und Thomas Bergemann jetzt vorgestellt – und stellten sich der Presse, die sich Frage für Frage ein Bild davon machte, was in der Verwaltung in Elmshorn zwischen 2020 und 2021 geschah.

Zwei Personen standen dabei im Fokus: Thomas Janßen, der ehemalige Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, der seinen Posten bereits räumen musste. Und Thomas Bergemann, noch Propst, Vorsitzender des Kirchenkreisrates und damit Aufsichtsperson über Janßen. „Ich habe die Dinge laufen lassen. Ich habe nicht eingegriffen“, räumte Bergemann ein.

Viele Dinge nicht geregelt

„Die Dinge“, das waren beispielsweise Dienstwagen. Nicht nur die, die plötzlich vorm Kirchenkreisgebäude standen. Es gab zwei weitere, die Personen gefahren haben, die gar nicht bei der Kirchenkreisverwaltung angestellt sind – was erst die Prüfung ans Tageslicht brachte. Teilweise wurden die Fahrzeuge nicht versteuert, es gab keine Regelungen über die private Nutzung. Die Wirtschaftsprüfer fanden, so Bergemann, einen Leasing-Vertrag, der nur von einer Person unterzeichnet war: von Verwaltungsleiter Thomas Janßen. „Es sind ganz viele Dinge gar nicht geregelt gewesen“, sagt Bergemann. Er räumt ein, dass er seinem Verwaltungsleiter vertraut habe, nicht nachgefragt habe.


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Das Muster wiederholte sich. So hat der Propst einmal die Kreditkarte des Kirchenkreises verwendet und damit eine vierstellige Summe beglichen. „Aus praktischen Gründen“, so Bergemann „Das Deckungsvermögen des Kirchenkreises ist höher als mein eigenes“. „Umgehend“ habe er die Summe zurückerstattet, damit kein finanzieller Schaden entstehe. Auch dieses Vorgehen habe er mit dem Verwaltungsleiter abgestimmt. Insgesamt gab es fünf Kreditkarten in der Kirchenkreisverwaltung. Nicht nur die Karte des Propstes, auch eine weitere wurde für eine private Zahlung vom ehemaligen Verwaltungsleiters genutzt.

Auf dessen Schreibtisch landete auch die Abrechnung einer neuen Bildschirmbrille für den noch amtierenden Propst, zunächst zur Überprüfung einer möglichen Erstattung. Mehrere Hundert Euro hat sie gekostet. Mit den Worten „gute Nachrichten“ habe Janßen diese bestätigt. „Daraufhin ist es mir erstattet worden und ich habe mich gefreut“, so Bergemann.

Selbstanzeige auf den Weg gebracht

Die Bilanz der Wirtschaftsprüfung: Ein Schaden von 40.000 Euro ist dem Kirchenkreis durch die Verfehlungen entstanden, der Großteil durch die Dienstwagen. Der Kirchenkreis hat eine Selbstanzeige bei der Steuerbehörde auf den Weg gebracht. Die Staatsanwaltschaft soll nicht eingeschaltet werden.

Alle Gelder seien bereits zurückgeflossen sind oder zumindest zugesichert wurden, so Stadtland: „Ein finanzieller Schaden ist dem Kirchenkreis nicht entstanden“, betont er mehrmals. Weil personelle Konsequenzen bereits gezogen worden sind, blicke man nach vorn. „Natürlich ist das nicht in Ordnung. Natürlich ist das eine Verfehlung. Kirchenkreismittel sind Spendemittel. Wir müssen das tun, wofür wir sie bekommen. Die höchste Währung in der Kirche ist das Vertrauen“, sagt er. „Ich stehe selbst kopfschüttelnd vor Teilen meines Handelns beziehungsweise Nichthandelns.“, sagt Bergemann.

Wer jetzt noch Dienstwagen fahren darf

Mittlerweile sind vier der fünf Kreditkarten gekündigt. Der Kirchenkreis schafft nur noch personenbezogene Dienstwagen an – für Pröpste. Und in der Verwaltung werde eine Stabstelle für Controlling und Compliance installiert.