Platt snacken: Vom Klappreckner bis Ackersnacker

Die Webseite www.ekbo.de/platt ging online, eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft „Plattdüütsch in de Kirch“. Eine der Initiatorinnen ist Ute Eisenack. Katharina Körting sprach mit ihr.

Ohnesorg-Theater mit Plattdütsch
Ohnesorg-Theater mit PlattdütschIMAGO / United Artist

Im April 2023 ging die Webseite www.ekbo.de/platt online, eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft „Plattdüütsch in de Kirch“. Eine der Initiatorinnen ist Ute Eisenack, von der Landeskirche beauftragt für die Arbeit mit plattdeutsch sprechenden Christ*innen. Katharina Körting hat mit ihr gesprochen.

Worum kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft?

Ute Eisenack
Ute Eisenackprivat

Ute Eisenack: Bei uns steht die Verkündigung „up Platt“ im Mittelpunkt. Die gottesdienstlichen Angebote zwischen Lunow (Barnim) und Lenzen (Prignitz) finden ein wachsendes Interesse. Oft wird ein Gottesdienst durch Plattdeutsch zu einem Ort der Begegnung, nicht nur für kirchengemeindlich verortete Menschen.

Wie viele Menschen in Brandenburg sprechen Platt?

Ich sage es mal so: Es ist wie mit dem Fußball. Es gibt immer Akteure, doch nicht alle sind aktive Spieler. Und es gibt viele Fans und Unterstützer. Ich bin überzeugt: Mit dem Plattdeutsch ist es ebenso. Leider wird trotz wachsender Beliebtheit die Zahl der Menschen, die mit Plattdeutsch aktiv aufgewachsen sind, immer kleiner. Die Regionalsprache Niederdeutsch wird deshalb gefördert, ist sogar seit Juli 2022 in der Brandenburgischen Verfassung verankert und kann unterrichtet werden. Dass der Wert dieser klaren, ehrlichen Sprache neu entdeckt wird, ist überfällig, denn Verwundungen von einst sitzen tief.

Was meinen Sie mit Verwundungen?

Menschen wurden, wenn sie Platt sprachen, in zurückliegenden Jahrzehnten korrigiert oder aufgefordert, Hochdeutsch zu sprechen. Sie wurden beschämt! Und Plattdeutsch wurde zurückgedrängt und abgewertet. Viele haben diese Erfahrungen als verunsichernd wahrgenommen und als ambivalent für sich „abgelegt“. Nun geht es darum, den eigenen biografischen Schatz zu heben.

Hat das auch etwas mit Heimat zu tun?

Ja. Plattdeutsch ist ein Ankerpunkt in der regionalen Verortung und Identität. Die Sprache schafft ein Zugehörigkeitsgefühl.

Hinweistafel Niederdeutsch
Hinweistafel NiederdeutschIMAGO / Bernd Friedel

Wir haben mit Plattdeutsch eine wunderbare Möglichkeit, milieuverbindend und generationsübergreifende Brücken zu bauen, zu trösten und zu ermutigen.

Also ist Plattdeutsch wie geschaffen für Gottesdienste?

Damit lassen sich Geschichten des Lebens und des Glaubens neu erzählen. Es ist auch etwas anderes als „Tippschnack“ (chatten). Plattdeutsch bringt eine neue und zugleich Vertrauen schaffende Dimension in Gespräche. Und das brauchen wir, auch in der Kirche.

Sie sind Lehrerin – nutzen Sie in der Schule die Sprache?

Punktuell versuche ich, in den Religionsunterricht das Plattdeutsche einzubauen. Vielfach sind Schüler*innen erstaunt, dass sie Plattdeutsch verstehen, zumal es viele Gemeinsamkeiten mit dem Englischen hat, zum Beispiel Klock clock.

Für wen ist die neue Webseite gedacht?

Mit dem Internetauftritt wollen wir informieren, verbinden und ganz konkret Arbeitsmittel für die plattdeutsche Arbeit in der Kirchengemeinde an die Hand geben. Es gibt Hörbeispiele, um Varietäten herauszuhören: das Prignitzer Platt und das Uckermärker Platt. Es gibt auch das Platt im Fläming. Besonders weise ich auf den Atlas hin, der auf Bitten von „Plattdüütsch in de Kirch Berlin Brannenborch“ auch auf Brandenburg ausgeweitet wurde. Menschen und Institutionen, die dem Platt verbunden sind, können sich registrieren, sodass eine Kontaktaufnahme möglich ist.

An wen kann man sich wenden, wenn man mitarbeiten will?

Die Arbeitsgemeinschaft „Plattdüütsch in de Kirch“ freut sich über neue ehrenamtlich Mitarbeitende und Freund*innen der plattdeutschen Verkündigung. Schon mit einzelnen Elementen auf Plattdeutsch kann eine gemeindliche Veranstaltung bereichert werden. Ich bin überzeugt: Mit den Sprecher*innen dynamisiert sich die Sprache. Scheuen Sie sich nicht: Nehmen Sie den „Klappreckner“, Laptop, oder „Ackersnacker“, das Handy, und melden Sie sich bei uns. Kontakt zu Ute Eisenack unter: platt@ekbo.de; Telefon: 0151 / 61 60 46 9

Katharina Körting ist freie Autorin