Pisa-Studie: Schulleistungen in Deutschland weiter gesunken

Die schulischen Leistungen der 15-Jährigen in Deutschland sind in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften merklich gesunken. Die Kenntnisse im Lesen und in Mathematik sind sogar auf einen historischen Tiefstand gefallen. Das geht aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten achten PISA-Studie hervor, die 2022 durchgeführt wurde und die Fähigkeiten von 15-Jährigen weltweit getestet hat. Rund 690.000 Schüler aus 81 Ländern nahmen daran teil, in Deutschland waren es 6.100 aus allen Schulformen.

Ein Rückgang von Leistungen gegenüber der letzten Studie 2018 zeigt sich für Mathematik und Lesen auch in den meisten anderen Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die besten Ergebnisse erzielte wieder Singapur, gefolgt von anderen ostasiatischen Ländern wie Japan und Südkorea. In Europa sind Estland und die Schweiz die Spitzenreiter. Beim Lesen landet Irland sogar international auf Platz zwei.

In Deutschland sind die Leistungseinbußen laut Studie in allen drei Bereichen überdurchschnittlich groß. Deutschland liegt damit nur noch in den Naturwissenschaften signifikant über dem Durchschnitt der OECD-Staaten (492 zu 485 Punkten). In Mathematik (475 zu 472 Punkten) und Lesen (480 zu 476 Punkten) entsprechen die Ergebnisse jetzt dem OECD-Durchschnitt, der in beiden Bereichen ebenfalls gesunken ist.

Rund ein Drittel der deutschen 15-Jährigen hat in mindestens einem der drei getesteten Felder nur sehr geringe Kompetenzen. Circa jeder sechste Jugendliche hat in allen drei Bereichen deutliche Defizite. Die Anteile dieser besonders leistungsschwachen Jugendlichen sind seit 2018 größer geworden und betragen in Mathematik rund 30 Prozent, im Lesen rund 26 Prozent und in den Naturwissenschaften rund 23 Prozent.

Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich die besonders leistungsstarken Schülerinnen und Schüler. In Mathematik ist ihr Anteil auf rund neun Prozent und im Lesen auf rund acht Prozent gesunken. In den Naturwissenschaften blieb dieser Anteil bei rund zehn Prozent stabil.

„Die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 sind besorgniserregend“, erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch (CDU). Die langen Einschränkungen des Schulbetriebs durch Corona in Deutschland hätten zwar zu den negativen Entwicklungen beigetragen. Zugleich sei die Schülerschaft heterogener geworden und der Anteil von Schülerinnen und Schülern aus Familien mit sozialen Risikolagen habe in den letzten Jahren stark zugenommen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) erklärte, die Studie zeige, dass der Handlungsbedarf im Bildungssystem größer nicht sein könnte. „Es geht darum, dass Schulen moderner werden und der Vielfalt an Talenten und Leistungen in den Klassen gerecht werden können.“

Die PISA-Studie untersucht seit 2000 in Drei-Jahres-Abständen, wie gut 15-jährige Schülerinnen und Schüler gegen Ende ihrer Pflichtschulzeit alltagsnahe Aufgaben in Mathematik, im Lesen und in den Naturwissenschaften lösen können. Im Jahr 2000 hatten die Ergebnisse in der Bundesrepublik zum sogenannten Pisa-Schock geführt, weil die Studie das Selbstbild als herausragender Bildungsstandort in Frage stellte. Bei den zurückliegenden Studien hatte Deutschland seine Ergebnisse dann verbessern und auf hohem Niveau halten können.