Piktogramme bieten Flüchtlingen Orientierung

Kunst-Studenten haben für Flüchtlinge informative Bilder gestaltet und gedruckt. Diese Piktogramme sollen helfen, die neue Heimat schneller zu verstehen. Eine Ausstellung in Oldenburg zeigt die Arbeiten.

Künstlerin Teréz Fóthy (von links) und Dozentin Katja Liebmann zeigen einige der studentischen Arbeiten
Künstlerin Teréz Fóthy (von links) und Dozentin Katja Liebmann zeigen einige der studentischen ArbeitenKerstin Kempermann

Oldenburg. Es sind nur wenige Striche notwendig, und doch ist das Bild für jeden verständlich. Zu sehen ist eine Waage. In der linken Waagschale steht ein Mann. In der rechten eine Frau. Hier herrscht Gleichberechtigung. Dieses Piktogramm ist eines von über 60, das Studenten der Universität Oldenburg erarbeitet haben. Zu sehen sind diese Piktogramme nun in der Ausstellung  „Ankommen!“ im Horst-Janssen-Museum in Oldenburg. Mit Unterstützung der Künstlerin Teréz Fóthy, der Dozentin Katja Liebmann und der Flüchtlingsberatung der Diakonie haben die 15 Studenten aus dem Fachbereich Kunst und Medien die Piktogramme entwickelt. Sie sollen Flüchtlingen und anderen Neuankömmlingen das Alltagsleben und regionale Besonderheiten des Oldenburger Landes erklären.

Ganz ohne Schriftkenntnis: Entstanden sind kleine Kunstwerke

„Die Stabsstelle Integration der Stadt war auf mich zugekommen“, erzählt die Künstlerin Teréz Fóthy über die Entstehung des Projektes. Ihr war schnell klar, diese Piktogramme sollten nicht von einer Künstlerin allein gestaltet werden. Deshalb suchte sie den Kontakt zur Universitätsdozentin Katja Liebmann. Die Leiterin der druckgrafischen Werkstätten war von der Idee begeistert und widmete sich ein Semester lang mit 15 Studenten diesem Thema. Dabei mussten sich die Studenten nicht nur mit den Themen der Piktogramme auseinandersetzen, auch die Arbeit mit Linol- und Holzschnitten war für die 13 Frauen und zwei Männer neu. „Am Ende sind tolle Piktogramme entstanden. Manche sind richtige Kunstwerke“, betont Fóthy. Die Studenten entwickelten für die Werke ihre eigene Bildsprache. Dadurch entstand auch eine große Vielfalt. Doch die Verständlichkeit stand dabei immer im Vordergrund. „Dennoch sind unsere Menschen etwas verspielter als etwa die Darstellung auf den Verkehrsschildern“, betont Fóthy.

Die Motive: Mülltrennung, Pünktlichkeit und Gleichberechtigung

Die 64 Piktogramme im Postkartenformat sind mit einer Handpresse gedruckt worden. Die Motive reichen von der richtigen Mülltrennung oder der Fahrradbeleuchtung bis zu Gleichberechtigung, Pünktlichkeit, Kramermarkt und Stadtfest. Aber auch das Thema Gewalt spielt eine Rolle. „Nach den Vorfällen in Köln in der Silvesternacht wollten die Studenten auch Themen wie Gewalt in der Ehe oder sexuelle Belästigung thematisieren“,  erinnert sich Liebmann. Die Studenten wollten noch gezielter ihre Werte vermitteln. Es entstanden eindrucksvolle Bilder. Eines zeigt eine kauernde Frau, die von einem gürtelschwingenden Mann bedroht wird. Über ihn ist das rote Verbotssymbol gedruckt. „Diese Botschaft versteht jeder. Unabhängig von Sprache und der Kultur, in der er groß geworden ist“, sagt Fóthy. Dieses unmissverständliche macht für Liebmann und Fóthy die Besonderheit von Piktogrammen aus. „Sie sind ganz direkt. Ohne Zwischentöne.“
Nach der Ausstellung sollen die Karten gedruckt und mit einer Buchschraube zu einem Fächer zusammengefasst werden. „So bleiben einzelne Karten entnehmbar“, erklärt Fóthy. Das sei wichtig, weil die Karten Anlass geben sollen, um in Gruppen über das Zusammenleben zu sprechen. Die in Oldenburg lebende Argentinierin mit ungarischer Herkunft weiß selbst, was es bedeutet in einer neuen Kultur anzukommen. Die Karten haben sie und die Studenten im Gespräch mit Geflüchteten und Migranten bereits ausprobiert. „Es war uns wichtig, zu sehen, ob sie verstanden werden“, erklärt Fóthy. „Wir hatten sehr anregende Diskussionen“, berichtet sie.

Mit den Karten können auch schwierige Themen angesprochen werden

Gerade auch die Gleichberechtigung oder die vielfältigen Familienbilder seien oft Grund für längere Diskussionen gewesen. Oft hätten die Gesprächspartner dann aus ihren Herkunftsländern berichtet. „Mit den Karten kann man auch schwierige Themen ansprechen“, ist sich die Kunsttherapeutin sicher. Von den Gesprächspartnern habe sie viel positive Rückmeldung und auch konkrete Verbesserungswünsche bekommen. „Eine Karte entstand explizit auf den Wunsch der Flüchtlinge aus dem arabischen Raum“, erinnert sie sich. Sie erklärt ganz einfach, dass Toilettenpapier in Deutschland nicht in den Mülleimer geworfen wird. „Da gibt es in den arabischen Ländern einfach einen anderen Hintergrund. Dort verstopfen die dünnen Rohre leicht“, weiß Fóthy. Auch beim Apothekenzeichen gaben die Gesprächspartner wichtige Hinweise. „Wir mussten eine Lösung finden, die für alle zu verstehen ist“, erläutert Fóthy die Herausforderung. Sie hofft, dass über die Piktogramme die neue Heimat für die Flüchtlinge schneller zu verstehen ist. Dazu gehören dann auch Themen wie Pünktlichkeit und Ruhezeiten.
 „Das sind alles Dinge, die ich auch lernen musste, als ich nach Deutschland kam“, erinnert sich Fóthy. In ihrem Leben musste sie sich schon an verschiedensten Orten neu integrieren. Sie lebte in Brasilien, Indien, Spanien und Deutschland. „Wenn wir uns alle bewusster machen, dass wir alle Migranten sind, würde vieles leichter“, ist sich die Künstlerin sicher. An dem Projekt für die Flüchtlinge mitzuarbeiten, war ihr selbst wichtig, weil es ihr zeigte, nicht nur in Deutschland angekommen, sondern auch Teil dieser Gesellschaft zu sein. „Deshalb war es mir auch wichtig, in der Gruppe zu arbeiten. Und gerade mit jungen Leuten. Denn dieses Thema ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“, betont Fóthy.

wichtige gesellschaftliche Aufgabe „Mit den Karten kann man auch schwierige Themen ansprechen“, ist sich die Kunsttherapeutin sicher.  Von den Gesprächspartnern habe sie viel positive Rückmeldung und auch konkrete Verbesserungswünsche bekommen. „Eine Karte entstand explizit auf den Wunsch der Flüchtlinge aus dem arabischen Raum“, erinnert sie sich. Sie erklärt ganz einfach, dass Toilettenpapier in Deutschland nicht in den Mülleimer geworfen wird. „Da gibt es in den arabischen Ländern einfach einen anderen Hintergrund. Dort verstopfen die dünnen Rohre leicht“, weiß Fóthy. Auch beim Apothekenzeichen gaben die Gesprächspartner wichtige Hinweise. „Wir mussten eine Lösung finden, die für alle zu verstehen ist“, erläutert Fóthy die Herausforderung. Sie hofft, dass über die Piktogramme die neue Heimat für die Flüchtlinge schneller zu verstehen ist.Dazu gehören dann auch Themen wie Pünktlichkeit und Ruhezeiten. „Das sind alles Dinge, die ich auch lernen musste, als ich nach Deutschland kam“, erinnert sich Fóthy. In ihrem Leben musste sie sich schon an verschiedensten Orten neu integrieren. Sie lebte in Brasilien, Indien, Spanien und Deutschland. „Wenn wir uns alle bewusster machen, dass wir alle Migranten sind, würde vieles leichter“, ist sich die Künstlerin sicher. An dem Projekt für die Flüchtlinge mitzuarbeiten, war ihr selbst wichtig, weil es ihr zeigte, nicht nur in Deutschland angekommen, sondern auch Teil dieser Gesellschaft zu sein. „Deshalb war es mir auch wichtig, in der Gruppe zu arbeiten. Und gerade mit jungen Leuten. Denn dieses Thema ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“, betont Fóthy

„Mit den Fächerkarten will die Stabsstelle Integration eine erste Orientierungshilfe für Neuankömmlinge anbieten“, erklärt die Integrationsbeauftragte der Stadt Oldenburg, Natalia Petrillo. Die Karten sind universell einsetzbar, von der Grundschule bis zur Erwachsenenarbeit. Sobald die Ausstellung aufgebaut ist, beginnt die Vorbereitung für den Auflagendruck. Der Vertrieb erfolgt dann über die Stadt und die Diakonie. Bis zum Sommer sollen die Fächerkarten fertig sein und verteilt werden.
INFO
Die Ausstellung „Ankommen!“ ist bis zum 29. Mai in den Räumen des Horst-Janssen-Museums in Oldenburg zu sehen und zeigt neben den Motiven und der Entstehung einzelner Karten auch die Produktionstechnik.

Gefördert wird das Projekt auch von der Stabsstelle Integration der Stadt Oldenburg, der OLB-Stiftung, der Oldenburger Bürgerstiftung und der Diakoniestiftung.