Phytosanierung wichtigste von den Medien „vergessene Nachricht“

Eine kostengünstige Methode zur umweltfreundlichen Sanierung von schwermetallverseuchten Flächen ist in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Die sogenannte Phytosanierung steht auf Platz eins der Top Ten „vergessener Nachrichten“, die die INA am Donnerstag in Köln veröffentlichte. Dabei handele es sich um eine Methode, mit Schwermetallen belastete Flächen umweltfreundlich und kostengünstig zu reinigen. Als weitere vernachlässigte Themen nannte die INA unter anderem die Macht der Webangebote von Tech-Monopolisten wie Google oder YouTube.

„Vor allem Themen mit einem hohen Komplexitätsgrad haben es immer wieder schwer in den Medien“, stellte der INA-Vorstandsvorsitzende Hektor Haarkötter fest. Zu den am meisten vernachlässigten Themen gehören nach Ansicht der Jury auch Themen rund um die Macht des Internets. So sei das Internet fest in der Hand weniger Monopolisten. Webangebote jenseits der großen Tech-Konzerne wie Google oder YouTube fänden kaum Aufmerksamkeit, sagte Haarkötter. „Der größte Teil des deutschsprachigen Internets ist ein Friedhof.“ Das belegten empirische Studien. Dennoch werde kaum darüber berichtet.

Ebenso werde der Einfluss des Online-Karten-Dienstes Google Maps in der Berichterstattung kaum erwähnt. Der Dienst zeige umstrittene Landesgrenzen unterschiedlich an, abhängig davon, aus welchem Landesnetz er aufgerufen werde. So werde etwa einzig Nutzern in Indien angezeigt, dass ganz Kaschmir zu Indien gehöre. Damit würden politische Vorgaben zementiert und die Suche nach Kompromissen beeinträchtigt, kritisierte die INA.

Ein vernachlässigtes lokales Thema seien Schlaglöcher in Straßen, hieß es weiter. Sie gefährdeten die Verkehrssicherheit, vor allem von Radfahrern. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Großbritannien gebe es in Deutschland kein Register für Schlaglöcher, sodass das Ausmaß der Problematik nicht erfasst werde.

Auch bei medizinischen Themen sieht die INA Nachholbedarf. So sei die Tropenkrankheit Noma weithin unbekannt, obwohl nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 80.000 bis 90.000 Kinder im globalen Süden daran stürben. Die Infektion könnte mit Antibiotika geheilt werden. Ebenso von der Öffentlichkeit unbemerkt wird in Europa das weiße Farbpigment Titandioxid weiterhin legal für Medikamente verwendet, obwohl die Europäische Kommission es 2022 als Lebensmittelzusatzstoff verboten hat. Der Stoff steht im Verdacht, genetisches Zellmaterial zu verändern.

Ein vernachlässigtes Thema seien auch Crossover-Nierenspenden, die in Deutschland nur in einer juristischen Grauzone möglich seien. Lebendspenden an Nierenkranke sind derzeit nur von nahestehenden Menschen erlaubt. In anderen Ländern gebe es Register von Menschen, die bereit sind, Betroffenen eine Niere zu spenden, hieß es.

Im Schatten der Medien stand im vergangenen Jahr laut INA auch das Weltsozialforum, ein Gegenmodell zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Die von Nichtregierungsorganisationen getragene globalisierungskritische Veranstaltung widmet sich sozialen, wirtschaftlichen sowie umweltpolitischen Themen.

Ein weitgehend unbeachtetes soziales Thema sei die Belastung von Migrantenkindern, die ihre Familien unterstützen müssten, erklärte die INA. Viele Kinder müssten ihre Eltern bei Behörden- oder Arztgängen wegen deren mangelnder Sprachkenntnisse beraten. Viele setze das unter Druck. Für dieses Problem fehle ein Lösungsansatz.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit seien aufgrund der fehlenden Berichterstattung auch die Probleme eines ganzen Berufsstandes, stellte die INA fest. Landwirtinnen und Landwirte litten aufgrund der hohen Arbeitsbelastung immer öfter an Depressionen. Das Risiko eines Burn-outs und damit auch die Suizidgefährdung liege nach Schätzungen bis zu 4,5 mal höher als in anderen Berufsgruppen.

Die INA veröffentlicht jährlich gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks eine Liste der zehn am meisten „vergessenen Nachrichten“. Die Themen werden von einer Jury aus Wissenschaftlerinnen und Journalisten auf Grundlage von Vorschlägen aus der Bevölkerung gekürt.