Angesichts des „Equal Care Day“ am 1. März hat Niedersachsens Gleichstellungsminister Andreas Philippi (SPD) vor psychischen Folgen durch Geschlechterungerechtigkeit gewarnt. „Zur unbezahlten Arbeit von Frauen gehört längst nicht nur der körperliche, sondern gleichermaßen der mentale Aufwand“, sagte Philippi am Freitag in Hannover. Dazu zählten all jene Tätigkeiten, die nicht sichtbar und doch unverzichtbar seien für ein familiäres Zusammenleben wie etwa die Terminplanung oder Entscheidungsfindung. Schlimmstenfalss könnten die daraus entstehenden Belastungen zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout führen.
Allein im Jahr 2022 hätten Frauen in Niedersachsen pro Woche durchschnittlich 8 Stunden und 42 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer geleistet, sagte Philippi. Ein Großteil dieser Arbeit besteht nach seinen Angaben aus Putzen und Waschen, danach folgen die Küchenarbeit und das Einkaufen. Männer wiederum brächten die meiste Zeit der unbezahlten Arbeit für die Gartenarbeit oder für handwerkliche Tätigkeiten auf.
Die Landesvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Kerstin Tack, wies unterdessen auf die finanzielle Benachteiligung für Frauen hin, die aus der Sorgearbeit entstehe. Der „Gender Care Gap“ in Niedersachsen betrage 44 Prozent. Das bedeute, dass Frauen fast doppelt so viel Zeit wie Männer mit der unbezahlten Pflege von Angehörigen und der Betreuung von Kindern verbringen. „Mehr als jede fünfte Frau in Niedersachsen ist armutsgefährdet – Tendenz steigend“, warnte Tack.
Zur Eindämmung der Altersarmut bei Frauen schlug sie konkrete politische Maßnahmen vor wie gleiche Verdienstchancen und transparente Lohnstrukturen oder eine verlässliche Kinderbetreuung. „Der Equal Care Day erinnert uns daran, dass wir dringend eine geschlechtergerechte Alterssicherungspolitik brauchen“, sagte Tack. „Finanzielle Gleichberechtigung muss endlich Realität werden – im aktiven Erwerbsleben und im Alter.“