Die Eigenanteile für Pflegeheimplätze in Hamburg sind im vergangenen Jahr einer Studie zufolge weiter gestiegen. Wie der Verband der Ersatzkassen (vdek) am Donnerstag in Hamburg mitteilte, stieg der sogenannte einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE), der die reinen Pflegekosten umfasst, im Vorjahresvergleich für Hamburger Heime im Schnitt um 154 auf 1.096 Euro, er werde durch höhere Zuschüsse der Pflegekassen aber abgebremst.
Bei der Höhe der Eigenbeteiligung liegt Hamburg den Angaben zufolge im hinteren Drittel aller Bundesländer und deutlich unter dem Bundesschnitt. Unter den Stadtstaaten ist Hamburg derjenige mit den niedrigsten Zuzahlungen aus eigener Tasche. Hauptgründe für das Plus bei den Eigenanteilen seien gestiegene Personal- und Sachkosten, hieß es.
Neben dem EEE fallen auch Kosten für Unterkunft und Verpflegung an, sie stiegen laut vdek in Hamburger Heimen um 46 Euro auf 880 Euro pro Monat. Die Investitionskosten erhöhten sich um 6 Euro auf 573 Euro monatlich.
Die gesamte Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in Hamburger Pflegeheimen beträgt den Angaben zufolge im Schnitt 2.385 Euro monatlich im ersten Aufenthaltsjahr, 89 Euro mehr als im Vorjahresvergleich. Im zweiten Jahr zahlen Pflegebedürftige durchschnittlich 2.220 Euro, ein Plus von 112 Euro. Im dritten Jahr sind es im Schnitt 2.001 Euro, 82 Euro mehr als im Vorjahresvergleich. Verglichen wurden in allen Fällen die Werte vom 1. Januar 2024 mit denen vom 1. Januar 2023.
„Obwohl das Plus in Hamburg niedriger ausfällt als in vielen anderen Bundesländern, erfüllt uns die Entwicklung mit Sorge“, erklärte die Leiterin der vdek-Landesvertretung Hamburg, Kathrin Herbst. Die Finanzierung eines Pflegeheimplatzes dürfe die Menschen nicht finanziell überfordern. „Würde das Bundesland Hamburg sein politisches Versprechen einlösen und die Investitionskosten vollumfänglich übernehmen, würden Pflegebedürftige um bis zu 573 Euro entlastet.“
Kritik kam auch vom Sozialverband in Hamburg. „Die Entlastungszuschläge für Menschen in Heimen sind zwar erhöht worden, aber sie wirken nicht“, erklärte der Hamburger Landesvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Klaus Wicher, laut Mitteilung. Menschen am unteren Rand der finanziellen Möglichkeiten oder im Grundsicherungsbezug bliebe „am Ende nur ein Taschengeld von rund 100 Euro“, das sei „menschenunwürdig“.
Bis 2010 gab es in Hamburg laut SoVD einen Zuschuss der Stadt, die sogenannte einkommensabhängige Einzelförderung. „Die Stadt muss ihre Möglichkeiten ausschöpfen und diesen Zuschuss schnell wieder einführen“, forderte Wicher. Außerdem müsse die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung umgestaltet werden.
Auch pflegende Angehörige erhalten laut SoVD nicht die finanziellen Hilfen, die sie benötigen. „Ein paar Hundert Euro mehr sind ein Schlag ins Gesicht pflegender Angehöriger, die seit Jahren die Kassen entlasten und sich selbst die Gesundheit ruinieren“, erklärte Wicher. Die zusätzlichen Kosten für Entlastung durch Pflegedienste seien weiterhin für viele kaum aufzubringen. Auch hier müsse Hamburg auf regionaler Ebene dringend Lösungen finden, forderte Wicher.