Pfingsten: Heiliger Geist auf Wohnungssuche

Gott will bei den Menschen wohnen – aber nicht nur zur Miete. Sein Geist sorgt bei den Menschen für frischen Wind in ihren Leben. Dabei wirbelt er vieles durcheinander. Gedanken zum Pfingstfest.

Gottes Haus hat viele Wohnungen - und seine Bewohnerinnen und Bewohner sind so unterschiedlich, wie Menschen es eben sind. Einig sind sie im Glauben an Gott.
Gottes Haus hat viele Wohnungen - und seine Bewohnerinnen und Bewohner sind so unterschiedlich, wie Menschen es eben sind. Einig sind sie im Glauben an Gott.TSEW

Ein Satiriker hat es neulich auf den Punkt gebracht: „An absolut jedem Feiertag weiß man, was zu tun ist. Aber was ist mit Pfingsten?“ Er nennt Karfreitag und Ostern als Beispiele: Kein Fleisch essen oder Eier essen. An Himmelfahrt gelte es, grölenden Vätern auszuweichen. Und Weihachten sei eh klar. Aber Pfingsten? Nun ja, auf unzähligen Kanzeln wird es am Sonntag erklärt. Der Heilige Geist kommt herab auf die Jünger. Und weil alle davon so sehr begeistert sind, beginnen sie, die Botschaft von Jesus Christus weiterzuerzählen. Deshalb gilt Pfingsten auch als der Geburtstag der Kirche. Es waren damals schließlich nicht nur die engsten Vertrauten Jesu versammelt, sondern sondern laut Apostelgeschichte 120 Menschen verschiedener Herkunft. Und durch den Heiligen Geist konnten sie sich alle verstehen, trotz unterschiedlicher Muttersprachen.

Was bedeutet es aber nun, dass der Geist „auf den Menschen“ kommt, ja sogar in ihm wohnen will, wie es etwa im zweiten Korintherbrief heißt? Laut Bibel ist es ja sogar Gott selbst, der mit seinem Geist einzieht. Aber man hat ja nicht gern ständig Gäste im Haus. Erst recht nicht in all den unaufgeräumten Ecken. Doch es hilft nichts: Gott ist ständig auf Wohnungssuche.

Was für Gott keine Rolle spielt

Und genauso, wie der Geist an Pfingsten alle ergreift, egal welcher Herkunft, macht er bis heute keine Unterschiede. Ob schickes Haus oder einfache Bleibe, ob WG oder Singlehaushalt, das alles spielt für Gott keine Rolle: Er will in jedem Menschen wohnen. Und das zeigt den großen Wert, den jeder und jede für ihn hat. Aufs Äußerliche achten, bleibt uns Menschen vorbehalten. „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an“, so steht es schon im ersten Samuelbuch. Jeder Mensch ist ihm gut genug, um bei ihm einzuziehen.

Heutzutage ist es gar nicht so leicht, eine Wohnung zu finden. Und so mag es Gott auch manchmal gehen. Viele Menschen haben kein Interesse daran, kennen ihn vielleicht nicht mal. Und dann sollen sie ihn als Mitbewohner aufnehmen? Zum Glück können sie sich das manchmal nicht aussuchen. Denn der Geist „weht, wo er will“, heißt es so schön im Johannesevangelium. So werden immer wieder Menschen überraschend von Gott begeistert. Und je mehr die Kirche von ihm erzählt, umso leichter fällt es womöglich, ihn reinzulassen.

Der Geist Gottes berührt das Herz des Menschen

Wenn das gelingt, können wunderbare Dinge geschehen. Die ganze Bude wird vielleicht renoviert, die Schmuddelecke nicht mehr versteckt, die Leiche aus dem Keller geholt. Das griechische Wort für den Geist lässt sich auch mit „Wind“ übersetzen. Dann wird also mal richtig gelüftet.

Die Botschaft lautet: Gott nimmt jeden Menschen an, so wie er ist. Das heißt aber nicht, dass er so bleiben muss. Er kann sich ändern, wenn der Geist Gottes sein Herz berührt. Denn er merkt: Ich bin Gott wichtig. Auch schon, bevor ich renoviert habe. Er sucht auch nicht gleich wieder eine bessere oder günstigere Wohnung. Er will bleiben.

Unendliche Würde

„Der Heilige Geist tröstet uns und bleibt bei uns in Ewigkeit“, heißt es zum Beispiel im Heidelberger Katechismus von 1563. Und der Theologe Gerd Theißen hat es einmal so formuliert: „Gott will nicht nur zur Miete wohnen, er will uns als Eigentumswohnung für immer“ – obwohl das Leben der Menschen begrenzt ist, fragmentarisch, widersprüchlich und zuweilen traurig, manchmal vielleicht banal und unbedeutend.

Aber was für ein Wunder, von dem die Bibel berichtet: Gott zieht bei den Menschen ein und gibt ihnen damit unendliche Würde. Wer das glaubt und erlebt, kann wohl gar nicht anders, als anderen Menschen dann selbst in Liebe zu begegnen. Wer Gott als Mitbewohner hat, tritt die Würde anderer Menschen nicht mit Füßen, sondern wirkt mit an einer menschlichen Gesellschaft und einer gerechten Welt. Hoffen wir in diesem Sinne, dass der Geist noch viele offene Türen findet.