Pfarrer: Solinger Kirchen bieten Seelsorge und Raum für Trauer
Der Anschlag von Solingen erschüttert das Land. Die Kirchen vor Ort sind mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern im Einsatz und haben ihre Gotteshäuser geöffnet. Ein Lagebericht des katholischen Stadtpfarrers.
Trauer, Fassungslosigkeit und Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit – so beschreibt der leitende katholische Pfarrer von Solingen die aktuelle Situation vor Ort. “Bei den Notfall- und Polizeiseelsorgern, die seit dem Abend im Einsatz sind, melden sich nach und nach mehr Menschen, die mit jemandem reden möchten und die das sehr mitnimmt”, sagte Stadtdechant Michael Mohr am Samstagvormittag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “In Solingen passiert doch so etwas nicht, sagen viele und können das schreckliche Geschehen immer noch nicht begreifen.”
Insgesamt sei die Lage weiter sehr unübersichtlich, fügte er hinzu. Neben Seelsorgegesprächen und Gebeten könnten die Kirchen jetzt nicht viel mehr tun als Räume zu bieten zum Innehalten und Trauern: “Die katholische Clemenskirche am Rand der Innenstadt und die evangelische Stadtkirche in unmittelbarer Nähe des Tatorts stehen offen für alle. Wir haben in der Clemenskirche drei Kerzen aufgestellt für die drei Toten und überlegen jetzt mit der Stadt und der evangelischen Kirche, was wir noch tun können.”
Nach bisheriger Planung, so Mohr weiter, wird der für Sonntag um 10 Uhr eigentlich zum Stadtfest geplante ökumenische Gottesdienst vermutlich ein Gedenkgottesdienst werden. Auch an der für Samstagnachmittag geplanten Gedenkveranstaltung wollten sich die Kirchen beteiligen. Näheres müsse aber in den nächsten Stunden noch geplant und organisiert werden.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, zu dessen Erzbistum Solingen gehört, hatte am Morgen den Opfern und deren Angehörigen versprochen, in diesen schweren Stunden für sie zu beten. Zugleich dankte er allen Rettungs- und Sicherheitskräften sowie Seelsorgern für ihren Einsatz.
“Der brutale Anschlag auf Menschenleben in Solingen macht mich fassungslos und tief traurig”, so der Kölner Erzbischof wörtlich: “Meine Gebete sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und Angehörigen. Ich denke aber auch an alle Solingerinnen und Solinger, die sich zu einem friedlichen Fest getroffen haben und nun schockiert und voller unbeantworteter Fragen auf sich zurückgeworfen sind.”
“In Gedanken und im Gebet bin ich bei den Opfern des Attentats”, schrieb auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp: “Trauer um die Toten, Bangen um die Verletzten vereint das ZdK mit den Angehörigen. Ich denke auch an die Rettungskräfte, die Polizei, die Vertreter der Politik.”
Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest zur 650-Jahr-Feier von Solingen wurden am Freitagabend nach Angaben der Polizei drei Menschen getötet und acht Menschen verletzt, fünf davon schwer. Der Täter ist weiter auf der Flucht. Über seine Identität gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Weil der Mann sehr gezielt auf den Hals seiner Opfer einstach, stuft die Polizei die Tat als Anschlag ein.