Missbrauch: Ministerin Paus fordert institutionelle Aufarbeitung

Die Ergebnisse der Forum-Studie über sexuellen Missbrauch müssen zur Grundlage für eine institutionelle Aufarbeitung werden. Das fordert Familienministerin Lisa Paus.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus
Bundesfamilienministerin Lisa PausImago / Photothek

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat die Ergebnisse der Forum-Studie über sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche als „erschreckend“ bezeichnet. Paus erklärte in Berlin: „Mit den vorliegenden Ergebnissen ist es leider Gewissheit: Auch in evangelischen Pfarrhäusern, Gemeinden und diakonischen Einrichtungen herrschten vielerorts Bedingungen, die Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt begünstigten. Das ist erschreckend, und mein Mitgefühl gilt allen Betroffenen.“ Das Vertrauen der Menschen in ihre Kirche sei durch die Täter in abscheulicher Weise ausgenutzt worden, sagte die Grünen-Politikerin.

Die Ministerin forderte, die Ergebnisse der Studie müssten Grundlage einer systematischen institutionellen Aufarbeitung sein. Die Standards dafür seien in einer gemeinsamen Erklärung von Kirche und Diakonie in Zusammenarbeit mit der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, bereits entwickelt worden. Paus kündigte an, das Amt der Beauftragten gesetzlich absichern und dazu in Kürze einen Entwurf vorlegen zu wollen.

Missbrauch: Ausmaß größer als angenommen

Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragtes unabhängiges Forscherteam hatte zuvor in Hannover seine Studie vorgestellt, in der von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede ist. Danach hat es sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirche in größerem Ausmaß gegeben als bislang angenommen. Die Forscher entdeckten spezifische Risikofaktoren, die Missbrauch und auch dessen Vertuschung in der evangelischen Kirche und der Diakonie begünstigt haben.