Patriarch und Regierung im Libanon sprechen über Flüchtlinge

Rund ein Viertel der Menschen im Libanon sind syrische Flüchtlinge. Die Regierung will nun einen Großteil der Syrer zurück nach Syrien schicken. Die Kirche sorgt sich derweil um die Zukunft des eigenen Landes.

Der libanesische Premierminister Nagib Mikati will die meisten Syrer aus seinem Land ausweisen, sobald im Nachbarland Sicherheitszonen ausgewiesen sind. Jedoch solle dabei unterschieden werden zwischen Syrern, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben und legal einer Arbeit nachgehen und Flüchtlingen, sagte er am Samstag nach einem Gespräch mit dem Maronitischen Patriarchen Bechara Rai an dessen Amtssitz in Bkerke.

Anlass der Begegnung war der 49. Jahrestag des Beginn des Libanesischen Bürgerkriegs am 13. April 1975, der erst 1990 beendet wurde. Mikati und der Kardinal riefen insbesondere die junge Generation dazu auf, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und warnten vor einem neuen Krieg. „Wir werden verlieren, wenn wir anfangen, Krieg zu führen“, so Mikati laut Medienberichten .Er appellierte an die Libanesen für Einheit und Geschlossenheit.

Der amtierende Regierungschef hat sich mit dem Oberhaupt der größten christlichen Kirche des Libanon auch über die Spannungen nach der Ermordung des christlichen Politikers Pascal Sleman zu Wochenbeginn durch eine syrische Bande ausgetauscht. Rai nutzte die Unterredung, um erneut die Vakanz an der Staatsspitze als Ursache der Unordnung und der Gewalt im Libanon zu benennen. Er appellierte an die Politiker, endlich das parteipolitische Geschacher zu beenden und ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Seit dem Rücktritt von Michel Aoun im Oktober 2022 ist das höchste Amt im libanesischen Staat unbesetzt, zwölf Wahlversuche blieben erfolglos. Jedoch bedürfen viele wichtige Vorgänge des Staats- und Regierungsapparats der Zustimmung des Präsidenten, etwa die Ernennung des Premiers, der Minister oder wichtiger Militärs, die ihre Ämter derzeit nur provisorisch ausüben.