Patriarch ruft im Libanon zur Wahl eines Präsidenten auf

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat an die libanesischen Parlamentarier appelliert, endlich einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Bei seiner Sonntagsmesse am Patriarchalsitz Bkerke oberhalb von Beirut begrüßte er den „guten Willen“ der Abgeordneten, die am Vortag endlich das Mandat des Oberbefehlshabers der Armee, General Joseph Aoun, verlängert hätten.

Damit sei dem Libanon angesichts der täglichen und anhaltenden bewaffneten Angriffe Israels auf die Dörfer im Südlibanon ein tödliches Vakuum erspart geblieben. Die Amtszeit des Armeechefs war abgelaufen und da nur der Staatspräsident einen Nachfolger ernennen kann, war es zu einer politischen Zerreißprobe gekommen – bis die Parlamentarier sich auf diesen Ausweg einigen konnte.

Im Libanon ist das Amt des Staatspräsidenten, der nach dem Nationalpakt von 1943 maronitischer Christ sein muss, seit Oktober 2022 vakant. Ein Dutzend Wahlgänge blieben ohne Ergebnis.

Der maronitische Patriarch Rai rief die Parlamentarier auf, nach diesem Erfolg endlich auch zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts zu schreiten. Ohne dieses könnten die verfassungsmäßigen Institutionen des Landes nicht ordentlich funktionieren und die öffentliche Ordnung nicht erreicht werden, mahnte der Patriarch. Das Oberhaupt der größten christlichen Kirche im Libanon hat auch im politischen Leben des Landes starken Einfluss.