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Patriarch Bartholomaios I. rügt fehlenden Willen zum Umweltschutz

Für seinen Kampf gegen den Klimawandel bekommt das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen den renommierten Templeton-Preis. Doch die Verleihung in New York sorgt auch für Kritik.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat den mit 1,2 Millionen Euro dotierten Templeton-Preis entgegengenommen. In seiner Ansprache bei der Zeremonie am Mittwochabend (Ortszeit) in New York rief das Ehrenoberhaupt von rund 300 Millionen Christen eindringlich zum Schutz der Umwelt auf und warnte vor einer Entfremdung zwischen Wissenschaft und Religion.

Mit dem Templeton-Preis, der manchmal auch als “Nobelpreis für Religion” bezeichnet wird, werden Persönlichkeiten geehrt, die sich um zentrale Menschheitsfragen verdient gemacht haben. Im Fall des 85 Jahre alten Bartholomaios I. ist dies sein ökologisches Engagement.

Frühere Preisträger unter anderen waren Mutter Teresa, der Taizé-Gründer Frère Roger, der 14. Dalai Lama und der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu. Stifter des Preises war 1972 der britische Finanzinvestor Sir John Templeton (1912-2008). Dem Preisgericht gehören Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften ebenso an wie Atheisten.

Man dürfe Umweltzerstörung nicht als Problem anderer betrachten, so Bartholomaios I. Sie müsse vielmehr als “spirituelle Krise unserer Zeit” anerkannt werden. “Was uns fehlt, ist nicht Wissen oder Fähigkeit, sondern Willenskraft – die kollektive Entschlossenheit, schwierige Wahrheiten statt bequemer Lügen zu wählen, systemischen Wandel statt persönlichen Gewinns”, betonte das Kirchenoberhaupt. Er warb für erneuerbare Energien und nachhaltige Landwirtschaft.

Bartholomaios I. machte sich in seiner Rede für eine Partnerschaft von Wissenschaft und Spiritualität stark: “Die Zukunft unseres Planeten hängt von unserer Fähigkeit ab, die Präzision wissenschaftlicher Methoden mit der Wahrnehmung spiritueller Visionen, die Dringlichkeit prophetischer Zeugnisse mit der Geduld kontemplativer Praxis zu verbinden.” Die Sorge um die Schöpfung sei keine Last, sondern ein Geschenk – “die Gelegenheit, an der fortwährenden Schöpfungskraft Gottes teilzuhaben”.

Er erinnerte daran, dass schon sein Vorgänger, Patriarch Demetrios, 1989 den 1. September zum kirchlichen “Schöpfungstag” bestimmt hatte. In den folgenden Jahren hätten sich die römisch-katholische Kirche und viele andere Konfessionen diesem Schritt angeschlossen. Ausgezeichnet werde daher nicht eine einzelnen Person, sondern eine mehr als drei Jahrzehnte alte Vision des Ökumenischen Patriarchats, so Bartholomaios I. Demetrios habe die Kirche aufgerufen, “ihre Rolle als Hüterin der Schöpfung wahrzunehmen”.

Kritik an der Preisverleihung übte indes das US-amerikanische “Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester”. “Die Weigerung von Patriarch Bartholomaios, alle bekannten Täter aus dem Dienst zu entfernen und Bischöfe und Kirchenführer zu disziplinieren, die Missbrauch begünstigt und vertuscht haben, ist ein schwerwiegendes moralisches Versagen, das eine anhaltende Gefahr für die öffentliche Sicherheit der orthodoxen Gemeinschaft darstellt”, erklärte die Organisation mit Sitz in Chicago.