Pflegeheim-Brand: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordverdachts

Drei Menschen kamen bei einem Feuer in einem diakonischen Pflegeheim in Reutlingen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelt gegen eine Bewohnerin.

In Reutlingen hat es in diesem Pflegeheim gebrannt
In Reutlingen hat es in diesem Pflegeheim gebranntImago / Eibner

Nach dem Brand in einem sozialpsychiatrischen Fachpflegeheim in Reutlingen am Dienstagabend hat die zuständige Staatsanwaltschaft Tübingen Ermittlungen gegen eine selbst schwer verletzte Bewohnerin wegen Mordverdachts eingeleitet. Die Ermittlungen gegen die 57-Jährige würden wegen des Verdachts des dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs geführt, teilten die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Reutlingen mit. Es gebe den „dringenden Verdacht“, dass die Frau, die derzeit nicht ansprechbar sei und in einer Spezialklinik behandelt werde, das Feuer gelegt haben könnte. Auch zum möglichen Tatmotiv der an einer psychischen Erkrankung leidenden Frau werde ermittelt.

Bei dem Brand verloren eine 53-jährige Frau und zwei 73 und 88 Jahre alte Männer ihr Leben. Nach derzeitigem Stand starben sie an Rauchgasvergiftung, wie die Polizei weiter mitteilte. Elf weitere Bewohner hätten leichte Verletzungen davongetragen. Die anderen der insgesamt 37 Bewohner der Einrichtung und fünf anwesende Pflegekräfte seien unverletzt geblieben. In die vom Brand nicht betroffenen Wohnbereiche konnten die Bewohner mittlerweile teilweise wieder zurückkehren.

Trauerandacht in Reutlingen

Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat am Mittwochmittag zusammen mit den Mitarbeitenden der Bruderhaus Diakonie eine Trauerandacht in Reutlingen gehalten. Das Gebäude, in dem das Unglück geschah, gehört der Bruderhaus Diakonie. Betrieben wird das Pflegeheim von der Gemeinnützigen Gesellschaft für Gemeindepsychiatrie Reutlingen.

Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (Archivfoto)
Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (Archivfoto)

Gohl sagte einer Mitteilung der Landeskirche zufolge, die Gedanken seien bei den Angehörigen, den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung, dem Pflegepersonal, der Feuerwehr und dem Rettungsdienst. Geschehen sei ein „Leid, das Worte nicht fassen können“.

Patientenschützer fordern Konsequenzen

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz fordert Konsequenzen aus dem Unglück. Laut dem Vorstand der in Dortmund ansässigen Stiftung ist es um den vorbeugenden Brandschutz in Deutschland schlecht bestellt. Im vergangenen Jahr habe es mehr als 140 Mal in Alten- und Pflegeeinrichtungen gebrannt, dabei seien 16 Bewohner gestorben, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seiner Überzeugung nach müssten selbstständige Löschanlagen gesetzlicher Standard in den 13.000 deutschen Pflegeheimen werden.

„Diese Technik reagiert auf Wärme oder Rauch und bekämpft Entstehungsbrände damit frühzeitig“, sagte Brysch. Beim Brand in Reutlingen stelle sich zudem die Frage, warum die Feuerwehrkräfte vor verschlossenen Türen gestanden hätten. Denn bei aufgeschalteten Brandmeldeanlagen sei es Standard, dass ein Generalschlüssel im automatisch geöffneten Schlüsselsafe hinterlegt sei, betonte der Patientenschützer.