Paritätischer: Teilhabepaket für Kinder in Armut verfehlt sein Ziel
In Bayern bekommt nur jedes sechste Kind aus einkommensarmen Familien Hilfe aus dem Teilhabepaket. Mit einer Quote von 14,9 Prozent liege der Freistaat einer Untersuchung zufolge deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von „gerade einmal 18 Prozent“, teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern am Freitag mit. „Das Teilhabepaket schafft keine Teilhabe“, kritisierte Vorständin Margit Berndl. Seit seiner Einführung im Jahr 2011 verfehle das Paket sein Ziel, den Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an Sport, Bildung oder Kultur zu ermöglichen. Der Wohlfahrtsverband betrachte das Bildungs- und Teilhabepaket als „grundsätzlich gescheitert“ und fordere eine im Bundeshaushalt verankerte Kindergrundsicherung.
Wie viele Kinder in Bayern von den Leistungen aus dem Teilhabepaket profitieren, sei regional sehr unterschiedlich. Während im oberfränkischen Wunsiedel nur 1,3 Prozent der hilfeberechtigten Kinder zwischen 6 und 15 Jahren Unterstützung für Freizeitangebote bekämen, seien es in Nürnberg 68,1 Prozent, weil dort laut Mitteilung „die Stadt die Familien über die Leistungen informiert“.
Im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern stehe, dass Kinder in Bayern „oberste Priorität“ hätten. „Die Staatsregierung muss beweisen, dass sie diesen Satz auch ernst meint und darf dabei nicht wieder die Jugendlichen vergessen“, mahnte Berndl.
Jedes sechste Kind in Bayern ist laut Paritätischem von Armut bedroht. Viele Kinder müssten täglich erleben, „was es heißt, nicht dazuzugehören – weil das Geld für ein Kindergeburtstagsgeschenk fehlt, weil kein Geld für den Schwimmkurs oder die Sportausrüstung da ist“, erklärte der Verband.
Armut werde oft von einer Generation an die nächste weitergegeben. Um diese Spirale zu durchbrechen, brauche es in den Kommunen eine gute soziale Infrastruktur mit kostenlosen Angeboten für Kinder, die nicht ständig von Sparzwang bedroht sei. „Hier muss der Freistaat mehr investieren!“, betonte Berndl. (00/3682/10.11.2023)