Papst ruft Studenten zu gesellschaftlichem Engagement auf
Wissen ist Verantwortung, sagt das katholische Kirchenoberhaupt beim Weltjugendtag. Am Vormittag hatte er spontan mit jungen Leuten gesprochen.
Papst Franziskus hat den zweiten Tag seiner Portugal-Reise dem Thema Bildung gewidmet. Er rief mehrere tausend Studierende der Katholischen Universität in Lissabon und alle Studenten auf, ihre akademische Bildung als Auftrag für die gesamte Gesellschaft zu begreifen.
Eine Universität dürfe nicht dazu dienen, das „derzeitige elitäre und ungleiche System in der Welt aufrechtzuerhalten, in dem die höhere Bildung ein Privileg für wenige bleibt“, so Franziskus. „Wenn Wissen nicht als Verantwortung wahrgenommen wird, wird es steril.“ Wenn jene, die das Privileg höherer Bildung genossen hätten, nicht danach strebten, etwas davon zurückzugeben, hätten sie nicht verstanden, was ihnen zuteil geworden sei, so der Papst.
Papst fordert ökologische Wende
Mit Nachdruck appellierte er an die Studierenden, sich für eine umfassende ökologische Wende in Politik und Wirtschaft einzusetzen. Es sei „neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen. Denn im Namen des Fortschritts hat man für zu viel Rückschritt den Weg gebahnt.“
Am Vormittag besuchte Franziskus dann eine Einrichtung des internationalen Bildungsnetzwerks „Scholas Occurrentes“ in Cascais. Dort unterhielt sich der Spanisch sprechende Papst spontan und ohne Redemanuskript mit den Portugiesisch sprechenden jungen Leuten.
Am Vorabend hatte sich Papst Franziskus mit Opfern von sexuellem Missbrauch getroffen. In der Vatikanbotschaft in Lissabon empfing er eine Gruppe von 13 Personen, die in der Vergangenheit von Geistlichen missbraucht wurden. Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des „intensiven Zuhörens“ geprägt gewesen, so das vatikanische Presseamt.
Kommission untersucht sexuellen Missbrauch
Mitte Februar hatte eine mithilfe von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Kinder in Portugal im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Eine außergerichtliche finanzielle Entschädigung der Opfer lehnen die portugiesischen Bischöfe bislang ab.