Ostseefischerei: Umweltverbände kritisieren neue EU-Fangquoten

Umweltverbände haben die für das Jahr 2025 festgelegten EU-Fangquoten für die Ostseefischerei kritisiert. In der westlichen Ostsee dürften künftig 266 Tonnen Dorsch als Beifang und damit 22 Prozent weniger als zuletzt gefischt werden, die Fangmenge für Hering in der zentralen Ostsee sei auf 83.881 Tonnen verdoppelt worden, teilte der WWF Deutschland in Hamburg mit. „Nach jahrzehntelang gestatteter Überfischung steht die Fischereipolitik jetzt mit dem Rücken zur Wand, weil auch die Klimakrise und Umweltfaktoren wie Überdüngung das Ökosystem verändern und die Erholung der kollabierten Herings- und Dorschbestände erschweren. Die erneute Kürzung des Dorschbeifangs ist ein letztes, verzweifeltes Mittel zur Bestandsrettung, weil es mittlerweile auf jeden einzelnen Dorsch ankommt“, erklärte der WWF. Gerade in der zentralen Ostsee sei von Weitblick nichts zu sehen. Der EU-Rat „Landwirtschaft und Fischerei“ hatte sich am Dienstag in Luxemburg auf die Fangquoten für die Ostsee für das Jahr 2025 geeinigt.

„Der Futterfisch Sprotte darf trotz Quotensenkung weiterhin zu stark befischt werden. Das wird den Niedergang des Bestandes wohl nicht stoppen, aber es gefährdet einen Grundpfeiler des Ökosystems“, mahnte der WWF. Es sei „auch unverantwortlich, jetzt die Fangmengen für zentralen Hering zu verdoppeln, da der Bestand seit Jahrzehnten am Rand des Kollapses steht“. Der WWF forderte: „Statt einzelne Arten und Bestände getrennt voneinander zu betrachten und bewirtschaften, muss das Ökosystem als Ganze in den Blick genommen werden.“

Greenpeace Deutschland nannte die Verringerung des Dorsch-Beifangs in der westlichen Ostsee laut Mitteilung aus Hamburg einen „Schritt in die richtige Richtung“, dieser reiche aber „nicht aus, um die Erholung dieser Art zu sichern“. Die Bestände seien so stark eingebrochen, dass sie sich trotz bereits gesenkter Fangquoten nicht hätten regenerieren können. „Jegliche Fischerei gefährdet ihr langfristiges Überleben“, mahnte Greenpeace. Die Verdoppelung der Fangmenge für Hering in der zentralen Ostsee zeigt nach Greenpeace-Ansicht, dass die EU-Fischereiministerinnen und -minister „die Biodiversitätskrise immer noch verkennen“.

Deutschlands Fischereiminister Cem Özdemir (Grüne) müsse sich dafür einsetzen, dass die Fangmengen strikt nach dem Vorsorgeprinzip festgelegt und Schutzgebiete endlich vollständig von der Fischerei befreit werden, forderte Greenpeace. „Nur so können sich die Bestände erholen und ein Kollaps des empfindlichen Nahrungsnetzes verhindert werden“, erklärten die Umweltschützer. Handle der EU-Rat nicht bald, „droht die Ostsee zu einem Friedhof für einst reiche Fischbestände zu verkommen“, mahnte Greenpeace.