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Ostkirchen-Expertin: Putin verfolgt Kirchenstrategie in der Ukraine

Die orthodoxe Kirche ist für ein Putin ein entscheidender Machthebel – gerade auch in der Ukraine, meint eine Expertin. Für die Zukunft fordert er Garantien.

Putin behauptet, dass in der Ukraine Christen verfolgt würden
Putin behauptet, dass in der Ukraine Christen verfolgt würdenImago / Russian Look

Für Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Kirche aus Sicht der Osteuropa-Expertin Regina Elsner strategische Bedeutung. “Die Kirchenfrage und die Sprachenfrage sind zwei zentrale, quasi hybride Kriegswaffen. Das sehen wir seit 2014″, sagte die Theologie-Professorin dem kirchlichen Kölner Portal domradio.de. Putin wolle durch die enge Anbindung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) an das Moskauer Patriarchat erreichen, “dass die Ukraine keinerlei Eigenständigkeit und keine eigenständige Identität entwickeln kann, sondern Teil Russlands bleibt”.

Putin hatte bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump vergangenen Freitag nach Informationen der “New York Times” auch den Schutz der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine gefordert. Er verlangte demnach auch, dass Russisch wieder offizielle Amtssprache in der Ukraine wird.

Mittels der UOK Einfluss in der Ukraine

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche in Gemeinschaft mit Moskau sei immer schon ein Instrument der russischen politischen Führung gewesen, um Einfluss in der Ukraine zu haben und Interessen zu vertreten. “Deswegen hat die Ukraine seit 2022 diese Kirche stark unter Druck gesetzt”, so die Professorin für Ostkirchenkunde der Uni Münster. Die Trennung der UOK vom Moskauer Patriarchat habe man ihr in Kiew nicht abgenommen. “Das nutzt Russland stark, um zu behaupten, dass Christen in der Ukraine verfolgt werden würden.”

Keine Religionsfreiheit in russisch besetzen Gebieten

Dabei sei nicht von der Hand zu weisen, dass die Ukraine religionspolitisch Schwierigkeiten hat. “Aber es ist zynisch von der russischen Seite, zu behaupten, dass hier Christenverfolgung stattfinden würde, angesichts der Tatsache, dass Russland keinerlei Religionsfreiheit in den besetzten Gebieten oder in Russland selbst zulässt”, so Elsner.

Aus ihrer Sicht gibt es in den USA große Sympathien für Russlands Forderungen. Es gibt die US-amerikanischen Evangelikalen, die sagen, dass es ein Thema sei, bei man die Ukraine nicht laufen lassen darf. Sie schlagen sich auf die Seite Russlands in dieser Frage.