Eine massive Erhöhung der Rüstungsausgaben sorgt nach Einschätzung des Geschäftsführers der Deutschen Friedensgesellschaft NRW, Joachim Schramm, nicht für mehr Sicherheit in Deutschland und Europa. Aus einem Wettrüsten könne jederzeit „ein heißer Krieg“ bis hin zu einem Atomkrieg entstehen, warnte der Mitorganisator des Ostermarsches Rhein-Ruhr am Samstag im Radiosender WDR 5. Er forderte Verhandlungen und Rüstungskontrollabkommen, um ein Wettrüsten zu verhindern. Diese Lehre lasse sich aus dem Kalten Krieg ziehen.
Auch im Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sprach sich Schramm für mehr Diplomatie aus. Es sei nicht erkennbar, dass die Strategie, „die Ukraine einfach immer nur weiter mit Waffen zu versorgen“, zu einem Ende des Krieges führen könne. „Das führt nicht zu einer Lösung, führt nicht zu einer Beendigung dieses schrecklichen Tötens in der Ukraine“, sagte er. US-Präsident Donald Trump habe trotz berechtigter Skepsis mit seiner Initiative für ein Ende der Kämpfe „eine Tür geöffnet“. Die europäischen Staaten sollten intensiver versuchen, mit Trump zusammenzuarbeiten.
Auch in der Friedensbewegung werde über den richtigen Umgang mit dem Krieg in der Ukraine diskutiert, sagte Schramm: „Wir sehen ja alle, dass hier ein Land angegriffen worden ist und dass es schlimme Folgen für die Bevölkerung hat, dass die Infrastruktur zerstört wird, dass Zivilisten sterben.“ Auch viele Soldaten würden in dem Krieg getötet. „Amerikanische Quellen gehen mittlerweile von einer Million Toten und Verwundeten auf beiden Seiten aus“, erklärte Schramm. Daher gelte es, „mal innezuhalten“ und den Weg der Waffenlieferungen zu hinterfragen.
Dagegen sieht es Grünen-Chefin Franziska Brantner weiter als Aufgabe Europas an, die Ukraine auch militärisch zu unterstützen. Ein verstärkter Schutz der Ukraine sei „auch Friedenssicherung für uns in Europa“, sagte sie der Berliner „wochentaz“ (Ausgabe 19. April/Online). Der russische Präsident Wladimir Putin zerstöre die europäische Friedensordnung, also die Regel, dass nationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürften. „Wenn Putin sich damit durchsetzt, dann sind wir zurück in dunklen Zeiten unseres Kontinents“, warnte die Grünen-Politikerin. Es gelte, „den Angegriffenen beizustehen und nicht den Aggressoren“.