Opferschutz-Beauftragter appelliert an Medien: Sensibler berichten

Der niedersächsische Opferschutz-Beauftragte Thomas Pfleiderer hat an die Medien appelliert, sensibler über Fälle von Kriminalität zu berichten. „Es erschüttert mich immer wieder, wie unsensibel, ja reißerisch zum Teil über schwere Straftaten berichtet wird, ohne Rücksicht auf die Menschen, die gerade Schlimmstes erlebt haben“, sagte der frühere Oberstaatsanwalt am Freitag in Hannover bei der Vorstellung seines Opferschutz-Berichtes für die Jahre 2022 und 2023.

Selbst längst vergessene Kriminalfälle würden zur Unterhaltung des Publikums immer wieder ins Bewusstsein gerückt. Die Betroffenen würden dabei retraumatisiert und könnten mit dem Erlebten nicht abschließen. Mit menschlichem Anstand könne jedoch eine verantwortungsvolle Berichterstattung gelingen, sagte Pfleiderer. In den Beiträgen wünsche er sich häufiger Hinweise auf Unterstützungsangebote von Opferschutz-Verbänden. Dies helfe nicht nur den direkt Betroffenen, sondern auch Menschen, die etwas Ähnliches erlebt hätten.

Der Opferschutz in Niedersachsen sei ein ganzes Stück vorangekommen, bilanzierte der ehrenamtliche Beauftragte. Die Netzwerkarbeit trage Früchte, die Akteure zögen landesweit an einem Strang. 2023 hätten sich 118 Personen an ihn gewandt, 2022 sogar 127. Über das Netzwerk könne er sie an geeignete Anlaufstellen vermitteln, so dass sie Hilfe und Unterstützung erhalten könnten. Pfleiderer begrüßte es, dass der Opferschutz in den vergangenen zwei Jahren in der juristischen Aus- und Fortbildung verankert worden sei.

„Opfer einer Gewaltat zu werden, ist oft das schlimmste Erlebnis im Leben eines Menschen“, erläuterte Pfleiderer. „Viele Menschen sind danach oft lebenslänglich Opfer und leiden darunter.“ Sie gingen nur selten offensiv mit dem um, was ihnen widerfahren sei. „Sie schämen sich und geben sich eine Mitschuld. Dabei sollten sich die Täter schämen.“ Pfleiderer hatte 2019 seine Tätigkeit als Niedersachsens erster Landesbeauftragter für Opferschutz aufgenommen. Zuvor war er Leitender Oberstaatsanwalt in Bückeburg und in Hildesheim.