„Open Doors“: Christen nirgends härter verfolgt als in Nordkorea

Weltweit werden Christen getötet oder inhaftiert und von Behörden schikaniert. Über diese Menschenrechtsverletzungen führt das Hilfswerk „Open Doors“ seit Jahrzehnten Buch.

Staatschef Kim Jong-un während einer Militärparade in Pjöngjang (Archivfoto)
Staatschef Kim Jong-un während einer Militärparade in Pjöngjang (Archivfoto)

Nirgendwo werden Christen laut dem jüngsten Weltverfolgungsindex so unerbittlich drangsaliert und angefeindet wie in Nordkorea. Das ostasiatische Land sei zurück auf dem unrühmlichen Spitzenplatz des Weltverfolgungsindex 2023, erklärte das christliche Hilfswerk „Open Doors“ mit Sitz im hessischen Kelkheim (Taunus), das die Negativ-Rangfolge zur Lage bedrängter Christen jährlich erstellt. Auf der Negativ-Liste stehen 50 Länder. Auf den Rängen zwei bis zehn folgen Somalia, Jemen, Eritrea, Libyen, Nigeria, Pakistan, Iran, Afghanistan und der Sudan. Der Weltverfolgungsindex von „Open Doors“ erscheint dieses Jahr zum 30. Mal. Die Negativ-Rangfolge soll aufzeigen, wo es für Christen am gefährlichsten ist, ihren Glauben zu bekennen, wo sie getötet oder inhaftiert, von Behörden schikaniert, misshandelt oder dazu gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen.

In Nordkorea seien seit Einführung eines neuen „Gesetzes gegen reaktionäres Gedankengut“ mehr Hauskirchen entdeckt und Christen verhaftet worden. Nordkorea führte den Index 20 Jahre lang an und wurde nur im vergangenen Jahr von Afghanistan abgelöst, hieß es weiter. Afghanistan nahm auf dem Weltverfolgungsindex 2022 erstmals Rang eins ein, nachdem die Taliban ab August 2021 zahlreiche Christen wegen ihres Glaubens ermordet und Tausende in die Flucht getrieben hatten.

Gewalt erreicht neuen Höchststand

In Afghanistan sei die Situation für Christen auch weiterhin extrem gefährlich, hieß es. Aktuell stehe das Land auf Rang neun des Index, weil meist nicht erkennbar sei, ob die dort herrschenden Taliban Menschen aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, der Zusammenarbeit mit westlichen Streitkräften und NGOs ermordeten, oder weil sie Christen waren. Auch autokratische Regime wie China (Rang 16) setzten auf völlige Kontrolle allen kirchlichen Lebens.

Die Gewalt gegen Christen habe einen neuen Höchststand erreicht, berichtete „Open Doors“ weiter. Im Berichtszeitraum 1. Oktober 2021 bis 30. September 2022 seien mindestens 5.621 Christen wegen ihres Glaubens ermordet worden. Das seien mehr als 80 Prozent mehr als vor fünf Jahren (3.066). Besonders in Nigeria (Rang 6) und anderen Ländern Subsahara-Afrikas habe die Gewalt erheblich zugenommen. Wegen ihres Glaubens würden aktuell 360 Millionen Christen bedroht und verfolgt.

Verfolgten eine Stimme geben

Der Weltverfolgungsindex basiert den Angaben zufolge auf der Erhebung von dokumentierten Übergriffen auf Christen und Gemeinden. Zusätzlich werden laut „Open Doors“ ortsansässige Forscher und Länderexperten befragt. Der Index soll Verfolgung sichtbar machen und verfolgten Christen eine Stimme geben.

Es existiere jedoch keine allgemein anerkannte rechtliche Definition des Begriffes Verfolgung, räumt „Open Doors“ ein. Bestimmte Situationen könnten als Verfolgung eingeordnet werden, wenn etwa Personen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit verwehrt werde. Die Methodik des Weltverfolgungsindex folge „eher einer theologischen als einer soziologischen oder juristischen Definition“.

Nach diesem Ansatz sei Verfolgung definiert als „jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus“. Diese weit gefasste Definition beinhalte unter anderem Diskriminierung, Einschüchterung, Ächtung, sexuellen Missbrauch und Gewalt, bis hin zur ethnischen Säuberung und Völkermord.