Artikel teilen:

Offen für Reformen: Westfälische Kirche diskutiert über Wandel

Perspektivwechsel, Wandlung, „alles neu“: In ihrem ersten Bericht vor dem westfälischen Kirchenparlament hat die neue Präses Adelheid Ruck-Schröder den Ton für die Zukunft der viertgrößten deutschen Landeskirche gesetzt. Die westfälische Kirche sei dabei, „der längst veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen Situation Rechnung zu tragen und uns entsprechend neu aufzustellen“, sagte die leitende Theologin am Montag vor der in Bielefeld tagenden Landessynode. Dieser Prozess sei kein Selbstzweck und nichts Kurzfristiges, und er habe sowohl organisatorische als auch persönliche und geistliche Dimensionen.

In Ruck-Schröders Bericht, der anschließenden Aussprache und weiteren Synodenthemen wurde deutlich, wie umfangreich und komplex der Weg zu einer schlankeren Kirche mit bestmöglichem Einsatz personeller und finanzieller Strukturen ist. „Transformation kostet Geld“, sagte etwa Superintendentin Kerstin Goldbeck aus dem Kirchenkreis Hamm und verwies auf den Spagat, dass in einer Übergangszeit sowohl „die Kirche, die wir bisher haben“, als auch die Kirche der Zukunft finanziert werden müsse. Vielfach muss noch geklärt werden, welche kirchliche Arbeit wie stark finanziert wird oder nicht.

Finanzdezernent Ralf-Henning Krause zeigte sich in seiner Haushaltsrede zwar zuversichtlich, dass die im Haushaltssicherungskonzept vorgesehenen dauerhaften Einsparungen von gut 28 Millionen Euro im Gesamthaushalt der Landeskirche bis zum Jahr 2028 erreicht werden. Eine große Herausforderung seien aber die steigenden Kosten für die Ruhestandsversorgung der pensionierten Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenbeamten inklusive der Beihilfe für Gesundheitskosten, sagte der Ökonom.

Um die Deckungslücke bis 2045 zu schließen, müssten in den kommenden Jahren zusätzliche zweistellige Millionenbeträge in die Versorgungskasse fließen, damit „nicht unsere Kinder und Enkel unsere Schulden abzahlen müssen“. Der Haushalt für 2026 soll am Mittwoch verabschiedet werden.

„Wir brauchen eine klare Strategie und einen neuen Mix aus Bewahrenswürdigem und Neuem, mit dem wir Menschen erreichen“, betonte Ruck-Schröder angesichts eines anhaltend hohen Spardrucks. Mit den Ressourcen müsse sparsam umgegangen werden und es sei auch wichtig, Dinge zu lassen: „Wir sind nicht verpflichtet, überkommene Strukturen, die nicht mehr passen, weiterzuführen.“

In ihrer Rede äußerte sich die Präses auch zu Antisemitismus und zum Nahost-Konflikt, unterstrich das Recht auf Asyl und zeigte sich besorgt über rechtsgerichtete Hassparolen. Gestärkt werden müssten Menschen, die Brücken bauen, sagte sie und stellte die Bedeutung christlicher Bildungsangebote heraus, auch durch konfessionelle Kooperation und das Gespräch mit anderen Religionen.

Thema der Herbstsynode, die am Mittwoch endet, war auch das Thema sexualisierte Gewalt. Die im Frühjahr eingerichtete Aufarbeitungskommission kündigte an, die kirchlichen und diakonischen Strukturen in den drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen in den Blick zu nehmen. Dabei gehe es besonders um den administrativen Umgang mit den Betroffenen, erklärte der Vorsitzende der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommission (URAK) West, Horst Bien. Als Konsequenz aus dem mutmaßlichen Missbrauchsfall im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein sollen in der westfälischen Kirche Disziplinarverfahren geprüft werden.