Ökumenische Gemeindezentren

Ab den 1970er Jahren entstanden in Deutschland ökumenische Gemeindezentren, unter deren Dach evangelische und katholische Kirche gemeinsam arbeiten. Das erste Zentrum dieser Art war das im Oktober 1973 eingeweihte ökumenische Zentrum Thomaskirche in Marburg, wie der Bochumer Superintendent Gerald Hagmann in seiner Dissertation zum Thema schreibt. Auch die Einweihung des ökumenischen Gemeindezentrums St. Stephanus in Lüneburg am 21. September vor 50 Jahren fiel in die erste Gründungsphase.

Diese war laut Hagmann auch eine Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und der damit verbundenen ökumenischen Dialogbereitschaft der katholischen Kirche. Hinzu kam ein neues Verständnis der Nutzung von Kirchbauten, das Kirchraum und Gemeinderäume verband. Auch stadtplanerische Entwicklungen spielten eine Rolle. In neuen Stadtteilen oder Trabantenstädten wurden mehrstöckige Wohngebäude um ein kleines Stadtzentrum mit eigener eingeschränkter Infrastruktur errichtet, zu der häufig auch Kirchbauten gehörten.

Ökumenische Gemeindezentren vereinen zumeist je einen Gottesdienstraum der evangelischen und der katholischen Kirche mit weiteren Räumen wie Büros, Gemeinde- und Jugendräumen. Laut Hagmann wurden Gebäude dieses Typs vorwiegend in den 1970er und noch in der 1980er Jahren eingeweiht. Bereits vorher gab es Beispiele für eine ökumenische Nutzung von Kirchräumen, wie die Simultankirchen, die auf das 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen.

Im Jahr 2006 hat Hagmann 70 Gemeindezentren erfasst. Inzwischen dürften es weniger sein. Beide große Kirchen mussten angesichts des Mitgliederschwundes Gebäude aufgeben. Eine Präsentation anlässlich des Ökumenischen Kirchentages in Frankfurt am Main 2021 führt 42 Zentren für die katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen in Deutschland auf, in denen beide Konfessionen Gottesdienste feiern.