Ökumene-Oberkirchenrat mahnt christliche Kirchen zur Zusammenarbeit

Für den scheidenden Ökumene-Experten der Landeskirche, Michael Martin, ist ein Miteinander der christlichen Konfessionen alternativlos. Wenn Christen verschiedener Kirchen nicht zusammenstünden, „werden wir den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen verlieren“, sagte der für Ökumene und Kirchliches Leben zuständige Oberkirchenrat dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch verlören die Kirchen ohne Zusammenarbeit ihre Stimme in der Gesellschaft und würden dann von der Politik nicht mehr gehört.

Martin warnte davor, dass sich die Kirchen selbstgenügsam aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Auftrag des Evangeliums sei schließlich nicht eine „Wohlfühlkirche Gleichgesinnter“ zu sein, sondern vielmehr die „frohe Botschaft in die Gesellschaft zu tragen“. Das gelte auch, wenn Christen nur noch 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen würden: „Das Widerständige des Evangeliums muss erhalten bleiben“, sagte er. Manchmal müsse die Kirche der Politik die Stirn bieten – etwa bei der Abschiebung von Getauften in den Iran.

Der Ökumene-Experte positionierte sich auch in der Debatte um Sonntagsgottesdienste. Kirche könne nicht auf Gottesdienste verzichten, diese seien ihr Alleinstellungsmerkmal. Der Gottesdienst sei ein wichtiges Format der Verkündigung, also der „Weitergabe des Evangeliums“. Die „agendarische Form“ am Sonntagmorgen sei aber nicht die einzige Möglichkeit, Gottesdienst zu feiern. Er plädierte für Kreativität und Zusammenarbeit. Nicht jede Gemeinde müsse parallel sonntags um 10 Uhr Gottesdienst feiern.

Martin ist seit 20 Jahren Ökumene-Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und weltweit bestens vernetzt. Manche nennen den Posten deshalb scherzhaft auch „Außenministerium“ der Landeskirche. Nach dem Ende seiner Amtszeit Ende August und bis zu seinem Ruhestand Ende 2025 wird der scheidende Oberkirchenrat nun als Projektbeauftragter der Landeskirche für verschiedene ökumenische Jubiläen Aufgaben wahrnehmen und im Lutherischen Weltbund mitarbeiten. Seine Projektstelle ist dem bayerischen Landesbischof Christian Kopp zugeordnet. (00/2078/10.07.2024)