Ökumene aus Leidenschaft

Die Hauptpastorin Martina Severin-Kaiser ist überraschend gestorben. Ein Nachruf von Klaus Schäfer, dem Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene.

Martina Severin-Kaiser im Dezember des vergangenen Jahres in der St. Petri-Kirche
Martina Severin-Kaiser im Dezember des vergangenen Jahres in der St. Petri-KircheOliver Fantitsch /Kirchenkreis Hamburg-Ost

Hamburg.  Die in solchen Situationen verwendeten Worte „plötzlich und unerwartet“ kommen einem schwer über die Lippen, und doch sind sie wahr. Die Tage vor ihrem plötzlichen und für uns alle so unfassbaren Tod war sie, wie wir sie immer kannten: voller Energie, in lebendigem Gespräch mit Menschen, mit Leidenschaft für das Wohl der Gemeinde und die Zukunft der Kirche, nicht zuletzt der ökumenischen Gemeinschaft. Ich denke, dass auch die plausibelste medizinische Erklärung die Fassungslosigkeit nicht auflösen wird, in die ihr Tod ihre Familie und uns alle, ihre Freunde, Kolleginnen, Kollegen und die vielen Weggefährten aus der weltweiten Ökumene gestürzt hat.
Als Ökumene-Beauftragte der Nordkirche und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), dem ökumenischen Zusammenschluss der Kirchen in Hamburg, hat sie mit Leidenschaft für ein tieferes Verstehen der Kirchen untereinander geworben und gemeinsame Studientage und Aktionen organisiert, immer wieder in profilierter Weise theologische Impulse gesetzt und nicht zuletzt auch in umsichtiger Weise Konflikte moderiert. Wie kaum jemand in unserer Kirche war sie vertraut mit Traditionen und Mentalitäten der so unterschiedlichen Kirchen, die in der ACK zusammenarbeiten.

Gute Beziehungen zu anderen Kirchen

Sie kannte sich aus in den durchaus auch unterschiedlichen Welten der orthodoxen Kirchen, sie warb um Vertrauen im Gespräch und in der Zusammenarbeit mit den vielen Gemeinden anderer Sprache und Herkunft, die im Bereich der Nordkirche ein Zuhause gefunden haben; sie suchte das Gespräch mit und baute Brücken zu den vielen charismatisch und pfingstlerisch geprägten afrikanischen Gemeinden in Norddeutschland, denen sie auch in praktischen Fragen, etwa in der Suche nach einem Gottesdienstraum oder in der Weiterbildung ihrer Pastoren, half.
Dass die Beziehungen zwischen katholischer Kirche, Freikirchen und der Landeskirche gut und harmonisch sind, war und ist auch ein großes Verdienst von Martina Severin-Kaiser. In ihrem Amt als Hauptpastorin an St. Petri blieb ihr ein Anliegen, das von vielen Kirchen in Hamburg getragene Ökumenische Forum in der Hafencity weiter zu entwickeln. So manche Pläne und Vorstellungen wollten wir, auch zusammen, umsetzen.
Martina Severin-Kaiser wird von uns, ihren Weggefährten in der Nordkirche, in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, beim Kirchentag, in der Evangelischen Kirche in Deutschland und auch von ihren jüdischen und muslimischen Freunden schmerzlich vermisst werden. Martinas Offenheit für alle Menschen, ihre Suche nach Respekt und Verständnis füreinander und nach tiefer Gemeinschaft, ihre Gradlinigkeit und ihre theologische Klarheit bleiben uns Vorbild. Möge sie selbst nun in Frieden ruhen!
Der Autor
Pastor Klaus Schäfer
leitet das Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche.
Die Trauerfeier für Martina Severin-Kaiser findet am kommenden Mittwoch, 20. Juli, um 11 Uhr in  St. Petri statt. Wer die Predigt hält, steht noch nicht fest.