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Ökonom: KI betrifft immer mehr hoch qualifizierte Berufe

Lange galt Künstliche Intelligenz als Jobkiller für Routinetätigkeiten. Doch sie wird immer spezialisierter und ausgefeilter. Das muss aber kein Grund zur Sorge um den Arbeitsplatz sein, meint ein Experte.

Die Künstliche Intelligenz (KI) erfasst immer mehr Berufe. “Hoch qualifizierte Jobs waren zunächst nicht so stark betroffen. Das hat sich inzwischen gewandelt”, sagte der Bildungsökonom Ludger Wößmann der Zeitung “Die Welt” (Dienstag). Während sich viele gering qualifizierte Stellen wie Nachtwächter oder Lieferdienste nicht durch KI einsparen ließen, gefährde sie nun auch ausbildungsintensive Berufe wie Programmierer oder Juristen, so der Leiter des Zentrums für Bildungsökonomik am Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Offen sei, inwieweit die KI hier Arbeitsplätze ersetzen wird oder “die Beschäftigten einfach noch produktiver macht”. Juristen könnten zum Beispiel effektiver arbeiten, wenn die KI ihnen Fälle recherchiere und aufarbeite. In der Medizin sei es ähnlich. “Die KI kann Röntgenbilder schneller und besser auswerten. Die Ärzte können so produktiver arbeiten – ein wichtiger Aspekt in unserer alternden Gesellschaft”, so Wößmann. Vorhersagen seien aber schwer zu treffen – “dafür sind die Entwicklungen gerade in Sachen KI viel zu rasant”.

Angesichts der kommenden Herausforderungen durch die Künstliche Intelligenz hält der Wissenschaftler die Fähigkeit und Befähigung von Schülern und Beschäftigten zum lebenslangen Lernen für zentral. Wichtig seien dabei sowohl mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen sowie Anpassungsfähigkeit, Problemlösungskompetenzen und Kreativität. Es gehe darum, Problemstellungen “von Grund auf” zu durchdringen, betonte Wößmann. “Denn das nimmt einem ChatGPT nicht ab.” Allen müsse bewusst sein, dass es nicht reiche, mit 18 die Schule abzuschließen und dann 50 Jahre im selben Job zu arbeiten.