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Öffentlicher Brief gegen Denkmalschutz für Lenin-Statue in Schwerin

Mit einem öffentlichen Appell wenden sich zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Bürgergesellschaft gegen die geplante Unterschutzstellung der Lenin-Statue in Schwerin. Den offenen Brief unterzeichneten mehr als ein Dutzend namhafter Persönlichkeiten, darunter der Vorstand von Memorial Deutschland, der Schriftsteller Marko Martin, der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk sowie Vertreter von Opferverbänden und ehemalige politische Häftlinge.

In dem Schreiben appellieren sie an den Landtag und die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns sowie an die Stadtvertretung und den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin, den Denkmalschutz für die Lenin-Statue zu verhindern. Lenin sei kein Symbol der Befreiung, sondern der Begründer eines totalitären Systems, das Millionen Menschen entrechtet, verfolgt und ermordet habe. Eine staatliche Ehrung dieser Figur bedeute, so die Unterzeichner, eine Verhöhnung der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft.

Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern plant aktuell die Unterschutzstellung der Lenin-Statue in Schwerin. Die überlebensgroße Figur soll zu einem Denkmal erklärt werden. Der Vorgang benötigt nach Denkmalschutzrecht die Zustimmung der Eigentümerin, in diesem Fall die der Landeshauptstadt Schwerin. Zu diesem Zweck gibt es momentan eine Beschlussvorlage der Schweriner Stadtverwaltung an die Stadtvertretung der Landeshauptstadt. Zu diesem Vorgang gehört eine Denkmalwertbegründung des Landesamtes.

Seit vielen Jahren protestieren Überlebende des GULAG-Lagersystems der Sowjetunion sowie Verfolgte in der DDR gegen die Lenin-Statue in Schwerin. Bereits mehrfach haben sich sich eigenen Angaben zufolge mit Petitionen an die Stadt und das Land Mecklenburg-Vorpommern gewendet, um das Symbol des „Roten Terrors“ beseitigen zu lassen. Zuletzt gab es im Juni 2025 vor Ort eine Gedenk- und Protestveranstaltung der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Mit ihr sei zugleich an die im Zeitraum 1950 bis 1953 von einem Sowjetischen Militärtribunal in Schwerin zu Unrecht zum Tode verurteilten über 100 Menschen erinnert worden.

Gerade im Jahr des 35. Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung, das vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattet werde, „wäre eine Unterschutzstellung der Statue nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch fatal“, hieß es. Staaten wie Estland, Lettland, Litauen, Polen und die Ukraine hätten sich nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen bewusst von den Lenin-Statuen getrennt, um ihre demokratische Emanzipation sichtbar zu machen. „Ein gegenteiliger Schritt in Mecklenburg-Vorpommern würde ein irritierendes Signal an die osteuropäischen Partner senden.“