Öffentlich-rechtlicher Rundfunk genießt weiter hohes Vertrauen

Trotz jüngster Skandale beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk scheint die Mehrheit der Deutschen einer Studie zufolge dem Rundfunk weiter zu vertrauen. Aber auch Kritikpunkte wurden deutlich.

Vielfach war in den vergangenen Monaten von Skandalen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Rede. Dennoch scheint die Mehrheit der Deutschen einer Studie zufolge dem Rundfunk weiter zu vertrauen
Vielfach war in den vergangenen Monaten von Skandalen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Rede. Dennoch scheint die Mehrheit der Deutschen einer Studie zufolge dem Rundfunk weiter zu vertrauenImago / Herrmann Agenturfotografie

Trotz jüngster Skandale etwa beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland bisher wenig Vertrauen eingebüßt. Laut einer bundesweiten repräsentativen Studie, die in Magdeburg vorgestellt wurde, halten 62 Prozent der Befragten den Rundfunk für sehr oder eher vertrauenswürdig, nur zwölf Prozent für eher oder gar nicht vertrauenswürdig. Ilka Jakobs von der Universität Mainz sagte bei der Präsentation, eine Vertrauenskrise sei nicht erkennbar.

Stattdessen gebe es ein stabiles, aber leicht schwankendes Vertrauen in die Medien, wobei der öffentlich-rechtliche Rundfunk die größte Zustimmung genieße, hieß es. Danach kämen die Lokalzeitungen mit 60 Prozent Zustimmung und die deutschlandweiten Blätter mit 55 Prozent. Private Fernsehsender folgten weit abgeschlagen mit 21 Prozent. Nachrichten in sozialen Netzwerken und Boulevardzeitungen würden bei einer Mehrheit der Befragten als eher oder überhaupt nicht vertrauenswürdig gelten.

Rund acht Prozentpunkte an Vertrauen eingebüßt

Allerdings habe der Rundfunk gegenüber der vorangegangenen Befragung im Jahr 2020 rund acht Prozentpunkte an Vertrauen eingebüßt, hieß es. Jakobs erklärte dies mit dem Zeitpunkt der damaligen Befragung zu Beginn der zweiten Corona-Welle im Herbst 2020, als Bürgerinnen und Bürger in der Krisensituation den Medien in besonderem Maße vertraut hätten. Damals lag die Zustimmung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei 70 Prozent.

Die Langzeitstudie wird vom Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und dem Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seit 2015 mit Ausnahme des Jahres 2021 jährlich erhoben. Laut der Erhebung lag das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Jahren vor der Pandemie zwischen 65 und 72 Prozent, sodass auch langfristig ein leichter Einbruch festzustellen sei, hieß es.

Kritik: Rundfunkanstalten sind zu aufgebläht und bürokratisch

Trotz einer grundsätzlichen Zustimmung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe es aber auch Kritikpunkte, hieß es. So stimmten 70 Prozent der Befragten ganz oder teilweise der Aussage zu, die Rundfunkanstalten seien zu aufgebläht und bürokratisch. Ebenfalls knapp 70 Prozent seien ganz oder teilweise der Meinung, er sei zu eng mit der Politik verflochten. Die Aussage, dass Themen, die den Befragten wichtig sind, in den Medien nicht ernst genommen würden, wurde von knapp über der Hälfte der Befragten ganz oder teilweise bejaht.

Laut Oliver Quiring, einem der Autoren der Studie, ist die Zustimmung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor allem bei jüngeren und älteren Befragten am größten. „Eine leichte Delle gibt es in der Mitte“, sagte der Mainzer Kommunikationswissenschaftler.

Telefonumfrage mit 1.200 Personen

Seit Februar befasst sich im Landtag von Sachsen-Anhalt eine Enquete-Kommission unter dem Titel „Das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch Transparenz und Reformwillen stärken“ mit dessen Zukunft. Im Rahmen der Umfrage wurden im Dezember 2022 insgesamt 1.200 Personen durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar aus München im Auftrag des Instituts für Publizistik der Universität Mainz und des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Düsseldorf telefonisch befragt.