Öffentlich bloßgestellt

Der 31. Oktober ist in Hamburg und Schleswig-Holstein jetzt neuer gesetzlicher Feiertag. Die EKD begrüßt die Entwicklung. Doch es gibt auch Kritik

Kay Michalak / fotoetage

BREMEN/HANNOVER – Mit einer nackten Luther-Figur mit weit geöffnetem Mantel  haben Aktivisten der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung in Hamburg, Kiel, Bremen und zuletzt Hannover gegen die Einführung des Reformationstages als neuen Feiertag in Norddeutschland protestiert. Die mehr als vier Meter hohe Skulptur solle auf die dunklen Seiten des Reformators hinweisen, über die allzu oft der Mantel des Schweigens gelegt werde, teilte die Stiftung mit.

Auf der Innenseite des Mantels prangt ein Zitat des Philosophen Karl Jaspers: „Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt.“ Auf der Rückseite seien judenfeindliche Ratschläge des Reformators zu lesen. „Wer den 31. Oktober zum Feiertag erklärt, der geht nicht nur dem Märchen vom Thesenanschlag in Wittenberg auf den Leim, sondern der feiert damit auch einen der wirkmächtigsten Antisemiten“, sagte der Initiator der Aktion, David Farago.

Nachdem der 31. Oktober 2017 anlässlich des 500. Reformationsjubiläums ausnahmsweise ein deutschlandweiter Feiertag war, wird er in Hamburg und Schleswig-Holstein ab diesem Jahr dauerhaft Feiertag sein, wie  jetzt entschieden wurde. Bremen und Niedersachsen wollen sich mit einer Festlegung bis zum Frühsommer Zeit lassen.

Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen kündigte Proteste an, sollte der Reformationstag zum neuen Feiertag in dem Bundesland werden. Eine solche Entscheidung wäre „eine Belastung und ein Affront“ für das christlich-jüdische Verhältnis, sagte Präsident Michael Fürst der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Er hätte von der evangelischen Kirche „mehr Demut erwartet angesichts der Tatsache, was Christen im Anschluss an Luthers antisemitische Ausfälle angerichtet haben“. Abgelehnt wird das Ansinnen auch von der katholischen Kirche in Niedersachsen.

Der Rat der EKD begrüßt die Einführung des Reformationstags als neuen gesetzlichen Feiertag in zwei Bundesländern sowie die Bemühungen darum in zwei weiteren. „Der Reformationstag gewinnt weiter an Bedeutung für das öffentliche Leben in Deutschland“, erklärte der Rat in Hannover. Man freue sich über die anhaltenden Impulse des Reformationsjubiläums. „Reformationstage, die nicht in konfessioneller Abgrenzung und Engführung, sondern in ökumenischer Geschwisterlichkeit und interreligiöser Weite sowie in Partnerschaft mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft begangen werden, tragen den Geist eines ‚Tages der Reformation‘ weit über den Kirchenraum hinaus.“

Der württembergische evangelische Bischof Frank Otfried July hat sich dafür ausgesprochen, den Reformationstag auch im Südwesten zum gesetzlichen Feiertag zu machen. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist er bereits ein gesetzlicher Feiertag. UK