Oberstes Gericht in Indien verbietet Abbrennen von Feldern
Angesichts einer rapide zunehmenden Luftverschmutzung in Indiens Hauptstadt Neu Delhi hat das Oberste Gericht die angrenzenden Bundesstaaten angewiesen, den Bauern das Abbrennen der abgeernteten Reisfelder zu verbieten. Darüber hinaus warf das Gericht den Regierungen von Delhi und den benachbarten Bundesstaaten Haryana, Rajasthan und Uttar Pradesh politisches Versagen im Kampf gegen die jährliche Smog-Bildung vor, wie indische Medien am Dienstag berichteten.
Delhis Umweltminister Gopal Rai warnte laut Medien, die Luftverschmutzung könne nach dem hinduistischen Lichterfest Diwali am 12. November noch zunehmen. Zu dem Fest werden traditionell Feuerwerkskörper und Böller gezündet. Diwali ist eines der wichtigsten Feste im Hinduismus und in Nordindien zugleich der Neujahrstag. Am Dienstagnachmittag Ortszeit überstieg nach Angaben des Schweizer Unternehmens IQAir die Emission von Feinstaub der Partikelgröße PM2,5 in Neu Delhi das 19,5-fache des jährlichen Richtwerts der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Die Behörden von Neu Delhi ordneten am Dienstag die Schließung aller Schulen bis Freitag (10. November) an. Ab Montag (13. November), dem Tag nach Diwali, dürfen bis 20. November an geraden Tagen nur Autos mit geraden Kfz-Kennzeichen-Ziffern fahren, an ungeraden Tagen nur Autos mit ungeraden Nummern.
Das höchste Gericht des Bundesstaats Kerala hatte in dieser Woche Kirchen und hinduistischen Tempeln das Abrennen von Feuerwerken untersagt, obwohl die Luftverschmutzung in Kerala als „moderat“ eingestuft wird. In den „heiligen Büchern“ gebe es keine „Gebote“, Gott durch Feuerwerke zu ehren, zitierte der asiatische Nachrichtendienst Ucanews aus dem Urteil. Während die katholische Bischofskonferenz von Kerala das Verbot begrüßte, habe die von Kommunisten geführte Landesregierung Berufung gegen das Urteil angekündigt.
Aufgrund seiner geographischen Lage in einer Tiefebene und des semiariden Klimas bildet sich über Neu Delhi im Winter eine Inversionswetterlage, bei der sich die wärmere Luft in den oberen Schichten wie ein Deckel auf die kühlen unteren Luftschichten legt und einen Luftaustausch fast völlig verhindert. Laut einer 2020 im Wissenschaftsmagazin Lancet veröffentlichten Studie starben 2019 mehr als 1,6 Millionen Inder, davon 17.500 in Neu Delhi, durch Luftverschmutzung.