Oberlandesgericht verhandelt über Reformationsfenster

Nach dem Einspruch des Architekten-Erben geht der Streit vor dem Oberlandesgericht weiter. Das hat nun einen Termin festgelegt.

Künstler Markus Lüpertz (li.) und Altkanzler Gerhard Schröder begutachten das Fenster in der Glasmanufaktur "Derix Glasstudios" in Taunusstein bei Frankfurt
Künstler Markus Lüpertz (li.) und Altkanzler Gerhard Schröder begutachten das Fenster in der Glasmanufaktur "Derix Glasstudios" in Taunusstein bei FrankfurtDerix Glasstudios

Celle / Hannover. Das Oberlandesgericht Celle will am Dienstag, 30. November, über den geplanten Einbau des von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestifteten Reformationsfensters in die Marktkirche in Hannover verhandeln. Anberaumt sei eine mündliche Verhandlung vor dem 13. Zivilsenat, der für das Urheberrecht zuständig ist, teilt das Gericht mit. Der Architekten-Erbe Georg Bissen hatte gegen den Einbau des Fensters geklagt.

Bissen wehrt sich nach Gerichtsangaben gegen das zwölf Meter hohe Buntglasfenster, weil es aus seiner Sicht das Werk seines Stiefvaters Dieter Oesterlen (1911-1994) entstellen würde. Oesterlen hatte die im Krieg zerstörte Marktkirche nach 1946 wiederaufgebaut und neu gestaltet.

Gemeinde siegt in erster Instanz

In erster Instanz hatte das Landgericht Hannover im Januar den Einbau erlaubt und die Klage abgewiesen. Es gab damit der Marktkirchen-Gemeinde recht. Zur Begründung hieß es, das von dem Künstler Markus Lüpertz entworfene Fenster verändere zwar den Raumeindruck, zerstöre ihn aber nicht. Die Gemeinde sei daher berechtigt, die Kirche umzugestalten. Gegen dieses Urteil legte Bissen Berufung ein.


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Das Buntglasfenster zeigt eine große weiße Figur, die den Reformator Martin Luther darstellen soll, sowie andere Motive mit Bezug zur Reformation. Für Diskussionen sorgen vor allem fünf große schwarze Fliegen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen. Die Glasmanufaktur Derix im hessischen Taunusstein hat das Kunstwerk bereits fertiggestellt.

Die Kosten für das Fenster werden auf rund 150.000 Euro geschätzt. Schröder, Ehrenbürger von Hannover, hat sie bereits beglichen – er wollte dafür Vortragshonorare weitergeben. Anlass für das Geschenk war das Reformationsjubiläum 2017. Die im 14. Jahrhundert errichtete Marktkirche ist die größte und älteste Kirche in Hannover und gilt als ein Wahrzeichen der Stadt. (epd)