Kältewelle: Wie Sie Obdachlosen jetzt helfen können

Der Januar zeigt sich momentan von seiner kalten Seite. Für Menschen, die auf der Straße leben, kann das schnell gefährlich werden. Ein Experte gibt Tipps, wie man helfen kann.

Wer sich – wie dieser Berliner Obdachlose – auf eine Parkbank legt, riskiert bei den aktuellen Temperaturen sein Leben
Wer sich – wie dieser Berliner Obdachlose – auf eine Parkbank legt, riskiert bei den aktuellen Temperaturen sein LebenImago / Sven Lambert

Angesichts der Kältewelle ruft der Berliner Obdachlosenseelsorger Wolfgang Willsch die Bürger zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. „Die Temperaturen sind für Menschen, die auf der Straße leben, zur Zeit lebensgefährlich“, sagte Willsch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er empfahl, Obdachlose anzusprechen und aufzufordern, zeitnah eine Kältehilfe-Einrichtung aufzusuchen. Zudem dürften Menschen, die nicht ansprechbar seien, nicht ihrem Schicksal überlassen werden. „Im Zweifel bitte den Kältebus oder die Feuerwehr rufen“, sagte er.

Neben dem Tod durch Erfrieren drohen Obdachlosen vor allem Erfrierungen an Händen und Füßen sowie Lungenentzündungen. In Deutschland leben laut Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe mindestens 50.000 Menschen ganz ohne Unterkunft auf der Straße. Allein in der Hauptstadt sind es tausende Menschen; die jüngste Straßenzählung im Jahr 2020 ergab mindestens 2.000. Hinzu kommt eine unbekannte Dunkelziffer.

Berlin hat Plätze für Obdachlose

Nach der Einschätzung Willschs gibt es in der Hauptstadt zur Zeit genügend Plätze der Kältehilfe. Auch wenn Unterkünfte in den Innenstadtbezirken Berlins vereinzelt überfüllt seien könnten, sind in den Randbezirken demnach noch genug Plätze vorhanden. Über die Website der Kältehilfe sei einsehbar, welche Unterkunft noch Platz biete.

Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, die Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden. „Die Realität sieht aber anders aus: Immer mehr Menschen leben hier auf der Straße“, sagte Willsch. Die Kältehilfe mit ihren Notübernachtungsplätzen könne eine Übergangslösung sein, löse das Problem aber nicht dauerhaft.

Stattdessen müssten andere Projekte ausgeweitet werden: Als Beispiele nannte er etwa „Housing first“, das Menschen ohne Obdach dauerhaft in Wohnungen bringt sowie „safer places“, das etwa mobile Unterkünfte auf geschützten Flächen anbietet, in denen Obdachlose übergangsweise leben können.

Aufgabe von Kirchen und Gemeinden sei es, den Kontakt zu Obdachlosen verstärkt zu suchen und die Gesellschaft für sie und ihre Lebenswelt zu sensibilisieren. Es gehe darum, „Brücken zwischen den unterschiedlichen Welten zu schaffen“, sagte Willsch.