NRW will mit neuer Strategie Folgen des Klimawandels abfedern
Nordrhein-Westfalen will sich stärker für den Klimawandel rüsten. Die Landesregierung stellte dazu am Dienstag eine Klimaanpassungsstrategie vor, die Bürger, Kommunen und Unternehmen dabei helfen will, sich vor den Folgen weiter steigender Temperaturen zu schützen. „Wir brauchen einen ambitionierten Klimaschutz und eine ambitionierte Vorsorgepolitik, um uns gegen die Gefährdung unserer Lebensgrundlagen zu wappnen“, betonte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) in Düsseldorf.
Vorgesehen sind demnach mehr als 100 Maßnahmen unter anderem für Wasser- und Landwirtschaft, Katastrophenschutz und Stadtentwicklung, die bis 2029 umgesetzt werden sollen. Sie sollen einen Beitrag leisten, die Lebensqualität für die Menschen in NRW trotz erwarteter weiter steigender Temperaturen mit mehr Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser zu gewährleisten. Die Strategie wurde den Angaben zufolge von allen zwölf Landesministerien gemeinsam erarbeitet.
Genannt werden beispielsweise mehr Investitionen in eine bessere Entwässerung von Straßen und Stadtteilen als Baustein für mehr Hochwasserschutz, Maßnahmen zur Begrünung von Städten, die Förderung einer klimafreundlicheren Landwirtschaft und mehr Mittel für das Recycling von Flächen, um dem baulichen „Flächenfraß“ Einhalt zu gebieten.
Auch die Entwicklung klimaresilienter Mischwälder, mehr Waldflächen generell und die Wiederherstellung von Moorflächen finden sich auf der Agenda. Beim Thema kommunaler Hitzeschutz werden unter anderem eine Förderung zum Aufbau öffentlicher Trinkwasserbrunnen genannt, mehr Grün in den Städten sowie der Einsatz von hellem statt dunklem Asphalt, der sich nicht so schnell aufheizt.
Die Folgen des Klimawandels hätten schon jetzt in NRW gravierende Folgen für Mensch, Umwelt und Infrastruktur, sagte Krischer. So habe der Anstieg der Durchschnittstemperatur in NRW die im Pariser Abkommen vereinbarten 1,5 Grad bereits überschritten. Bis Ende des Jahrhunderts könnten es drei Grad werden.
Nach Feststellung des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) sind in den dicht besiedelten Gebieten der Rhein-Ruhr-Region, die bereits heute zu den wärmsten Gebieten Deutschlands zählen, knapp sieben Millionen Menschen von Hitzebelastung betroffen. Ihre Zahl könnte bis 2050 bis auf elf Millionen steigen. Schon im Zeitraum von 2018 bis 2020 und 2022 habe es in NRW vier Dürresommer mit Ernteausfällen, Waldschäden und historischen Tiefständen der Gewässer gegeben. Das Landesamt rechnet mittelfristig mit bis zu 3,5 Hitzewellen pro Jahr, während früher eine Hitzewelle alle drei Jahre die Regel war. Zugleich zeigt sich das andere Extrem: so war 2023 das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in NRW.