NSU-Anschlag in Köln: Wüst bittet Betroffene um Entschuldigung

20 Jahre nach dem Anschlag der rechtsextremen Terrorgruppe NSU in der Kölner Keupstraße hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) die Betroffenen um Entschuldigung für die Fehler der Behörden gebeten. „Der Staat, dessen vorderste Aufgabe es ist, die Menschen zu schützen, muss eingestehen, dass er in der Keupstraße an diesem Anspruch gescheitert ist“, schreibt Wüst in einem Gastbeitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) und die türkische Zeitung „Hürriyet“. Der deutsche Staat habe die Opfer und hinterbliebenen Familien damals nicht geschützt. „Er hat sie weder vor körperlichen und seelischen Schäden noch vor falschen Verdächtigungen bewahrt.“

„Als Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen bitte ich deshalb alle, denen so lange nicht geglaubt wurde und die fälschlicherweise selbst ins Visier der Ermittlungen gerieten, obwohl sie Opfer waren, um Entschuldigung“, schreibt Wüst. Nordrhein-Westfalen habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und Vorkehrungen getroffen, damit so etwas in Zukunft möglichst nicht noch einmal passiert. Polizei und Justiz spiegelten „heute selbst die gesellschaftliche Vielfalt unseres Landes stärker wider“, betonte der Ministerpräsident.

Die Nagelbombe der rechtsextremen Terrorgruppe NSU war am 9. Juni 2004 explodiert. Mehr als 20 Menschen waren zum Teil schwer verletzt worden. Die Ermittler hatten die Täter zunächst in der türkischen Gemeinschaft vermutet. Ein rechtsextremer Hintergrund wurde jahrelang ausgeschlossen. Deutschlandweit hatte der NSU von 2000 bis 2007 zehn Menschen ermordet, neun von ihnen mit Migrationsgeschichte und eine Polizistin.

Wüst beklagte, dass die Anwohner der Keupstraße „nicht nur den Schock des Anschlags und die Angst um das eigene Leben erfahren müssen, sondern auch Vorverurteilung und Diffamierung“. Auch die Gesellschaft und die Medien hätten damals Fehler gemacht, was die Einführung des „unsäglichen Begriffs der ‘Dönermorde’“ zeige, das 2011 zum „Unwort des Jahres“ gewählt worden sei.

Am Sonntag wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Kölner Keupstraße erwartet, um im Rahmen des Gedenk- und Kulturfestes „Birlikte“ an das Attentat von 2004 zu erinnern. Das Wort „Birlikte“ stammt aus dem Türkischen und bedeutet so viel wie „zusammen“ oder „gemeinsam“. Veranstalter sind neben der Stadt und dem Schauspiel Köln auch verschiedene Kölner Institutionen und Initiativen in Zusammenarbeit mit Betroffenen und Angehörigen.