NRW-Landesamt: Anstieg von Weichmachern in Kinder-Urin

Das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) verzeichnet einen gestiegenen Weichmacher-Anteil in Kinder-Urinproben. Bei einer verdachtsbezogenen Untersuchung im Herbst 2023 sei die Substanz Mono-n-hexyl-Phthalat (MnHexP) erstmals in Urinproben von Kindern aus dem Zeitraum 2020/21 gefunden worden, teilte das Lanuv am Mittwoch in Essen mit. Auch in Rückstellproben aus den Jahren 2017/18 sei die Substanz gefunden, allerdings in geringeren Konzentrationen.

Die Substanz MnHexP kann als ein Abbauprodukt des Phthalates Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) im Körper entstehen, wie die Landesbehörde erläuterte. Diese Abbauprodukte werden als Metaboliten bezeichnet. Phthalate werden als Weichmacher Kunststoff-Produkten zugesetzt und können aus diesen freigesetzt werden und so zu einer Belastung führen.

„Mit der Human-Biomonitoring-Studie des Lanuv haben wir ein Instrument entwickelt, mit dem Trends der Schadstoff-Belastung bei Kindern beobachtet und über einen längeren Zeitraum nachvollzogen werden“, erläuterte Lanuv-Vizepräsidentin Barbara Köllner. „Die regelmäßigen Untersuchungen haben daher eine große Bedeutung als Frühwarnsystem.“ Im aktuellen Fall zeigten die Proben aus 2020/21 im Vergleich zu den Proben aus 2017/18 eine Zunahme des Metaboliten MnHexP. „Jetzt gilt es, dies gesundheitlich zu bewerten und die Ursache für diese Belastung herauszufinden“, betonte sie.

Für die gesundheitliche Bewertung der gemessenen MnHexP-Konzentrationen gebe es bisher kein Bewertungskriterium, erläuterte das Landesamt. Daher habe das Amt die Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes eingebunden und gebeten, die gesundheitliche Beurteilung dieses Weichmacher-Metaboliten mit Vorrang in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen. Das Lanuv geht davon aus, dass das Problem nicht auf Nordrhein-Westfalen begrenzt ist. Deshalb wurden Abstimmungen mit Behörden auf Landes- und Bundesebene aufgenommen.

Seit dem Jahr 2013 steht den Angaben nach der Weichmacher DnHexP in der Europäischen Union auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe. Als Weichmacher ist dieses Phthalat in kosmetischen Mitteln, Lebensmittelverpackungen und in Spielzeug deshalb nicht mehr zugelassen. Trotz dieser Beschränkungen wurde nun in 61 Prozent der untersuchten 250 Urinproben aus den Jahren 2020/21 der Metabolit nachgewiesen, sowohl im ländlichen als auch im urbanen Bereich. Bisher gebe es keine Hinweise, dass die Belastungen aus der Umwelt oder aus dem Trinkwasser kommt, hieß es.

Befunde oberhalb der Bestimmungsgrenze bedeuteten jedoch nicht zwangsläufig, dass ein gesundheitliches Risiko besteht, erläuterte die Behörde. Alle drei Jahre wird seit dem Jahr 2011 der Urin von jeweils 250 Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren auf verschiedene Schadstoffe wie Weichmacher, Pestizide oder Konservierungsmittel analysiert.