Auf Tod und Trauer in ihren Betrieben sollten sich Unternehmensleitungen gut vorbereiten, rät der Arbeitsseelsorger René Steiger vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda Bayern). Chefs würden in Trauerfällen manches Mal an ihre Grenzen kommen, „weil sie auf Kennzahlen und darauf, dass der Laden läuft, geeicht sind“. Aber genau das tue ein Betrieb in einem solchen Fall nicht mehr. Zusammen mit Kollegen gibt Steigner seit diesem Herbst in Bayern Seminare für Führungskräfte, wie mit Trauerfällen in der Belegschaft umgegangen werden kann.
Am häufigsten dringe Trauer in eine Firma, wenn ein Angehöriger eines Mitarbeiters stirbt, erklärt Steigner. „Gerade an der Stelle wird’s ganz besonders problematisch für Betriebe.“ Wenn im Betrieb selbst jemand stirbt oder der Arbeitsplatz des Kollegen nach einem Motorradunfall leer bleibe, dann sei das für jeden ersichtlich. „Aber wenn private Sterbefälle passieren, schwappt Trauer von außen in die Firma hinein. Dieser Trauer gehen viele gerne mal aus dem Weg und fragen sich, ob die nicht zu Hause bleiben müsste.“
Trauer sei ein extremes Ereignis, das negative Auswirkungen auf die Arbeitsmenge und die Arbeitsqualität eines Beschäftigten haben könne, sagte der Diakon. In seinem Seminar versuche er daher, Führungskräfte zu sensibilisieren, dass sie mit den betroffenen Mitarbeitern „in einen näheren Austausch gehen müssen“. Der könne aber „ein Ritt auf der Rasierklinge sein“. Denn es gelte herauszufinden, ob Arbeitsunwilligkeit, Abschiedsschmerz oder eine schlechte Phase für einen Leistungsabfall verantwortlich seien.
Steigner erlebt, dass größere Firmen besser auf Trauerfälle in der Firma vorbereitet sind und zusammen mit dem Betriebsrat bereits Strategien festgelegt haben. „Allerdings steht das dann meist nur auf dem Papier.“ Im Ernstfall müsse bedacht werden, ob es angebracht ist, einen Traueraltar zu errichten. Auch die Frage, ob ein Kreuz aufgestellt werden könne, wenn die Hälfte der Belegschaft muslimischen Glaubens ist, gelte es zu bedenken.
Steigner rät Führungskräften, eine To-do-Liste parat zu haben oder einen Koffer mit einer Kerze, Bilderrahmen und einem schwarzen Kondolenzbuch. „Ein Griff und man kann eine Gedenkecke gestalten, also der Trauer einen Ort geben. So können die Kolleginnen und Kollegen gedenken, auch wenn der Alltag wieder einrückt.“
Ein weiteres sensibles Thema ist der Umgang mit dem Tod eines Kollegen. Es müsse bedacht werden, wer den Spind eines verstorbenen Mitarbeiters oder den Schreibtisch ausräumt. „Das kann man ja nicht den Lehrling machen lassen. Also, das muss der Chef machen.“ Der Nachruf am Grab, Todesanzeigen oder wer zur Beerdigung geht, sollte jedenfalls mit den Hinterbliebenen abgesprochen werden. „Was sie möchten, ist gesetzt“, stellt Stegner fest. (3125/10.10.2025)