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Norwegischer Flüchtlingsrat prangert Siedlergewalt in Israel an

Aus Sicht der humanitären Organisation geht es nicht um Einzelfälle. Der Staat nutze extremistische Siedler, um illegal besetzte Gebiete im Westjordanland von Palästinensern zu säubern, so der Vorwurf.

Der Norwegische Flüchtlingsrat (NCR) hat die Gewalt jüdischer Siedler gegen einheimische Palästinenser als systematische Vertreibung angeprangert und Israel eine Komplizenschaft vorgeworfen. Ganze Gemeinden im Westjordanland würden durch Gewalt, Einschüchterung und Zerstörung der Lebensgrundlagen von ihrem Land verdrängt, erklärte Angelita Caredda, Regionaldirektorin der humanitären Organisation mit Sitz in Oslo, am Mittwoch. Die internationale Gemeinschaft müsse die Vertreibungen stoppen und eine sichere Rückkehr derer, die zur Flucht gezwungen wurden, unterstützen.

Der NCR verwies auf Vorfälle im Weiler Ras Ein al-Auja am Westrand des Jordangrabens nördlich von Jericho. Seit Jahresbeginn hätten israelische Siedler die dort lebenden Beduinen mehr als 50 Mal angegriffen oder schikaniert. Erst Anfang Juli seien in einem benachbarten Teilort von Mu’arrajat alle 123 Bewohner, unter ihnen 61 Kinder, gewaltsam vertrieben worden.

Der Flüchtlingsrat warf den israelischen Behörden vor, die Siedlerbewegung als Waffe einzusetzen. Sie hätten die Siedler bewaffnet und sie in Schutztruppen eingebettet mit dem Zweck, Land zu beschlagnahmen. “Das ist keine Nachlässigkeit, es ist Politik”, sagte Caredda.

Nach UN-Angaben, auf die sich der NCR beruft, wurden seit Anfang 2023 mindestens 2.900 Palästinenser von ihrem angestammten Land vertrieben. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres dokumentierten die Vereinten Nationen 740 Vorfälle, bei denen Menschen durch Siedlergewalt zu Schaden kamen.