Das sagt die Nordkirche zur Missbrauchsstudie

„Ich bin wütend und beschämt“: Zu Beginn der Landessynode der Nordkirche hat Präses Ulrike Hillmann ein Statement zur Forum-Studie abgegeben. Auch Kristina Kühnbaum-Schmidt findet deutliche Worte.

Synoden-Präses Ulrike Hillmann
Synoden-Präses Ulrike HillmannMarcelo Hernandez / Nordkirche

Zu Beginn der Beratungen der Landessynode der evangelischen Nordkirche hat Präses Ulrike Hillmann ein Statement zu der im Januar veröffentlichten Forum-Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche abgegeben. „Ich bin wütend und beschämt“, betonte Hillmann. Die in der Studie geschilderte sexuelle Gewalt sei furchtbar. „Nicht minder erschreckend die systematischen Bedingungen und Zustände in der evangelischen Kirche, auch in der Nordkirche, die diese Gewalt möglich gemacht und vertuscht haben“, sagte Hillmann.

Als Vorsitzende der Anerkennungskommission sehe sie Gesichter und höre Geschichten, „die hinter den in der Studie genannten Zahlen stecken“. Das seien Geschichten von Demütigungen, von körperlichen Verletzungen und verwundeten Seelen – jede Einzelne sei zu viel. „Es tut mir so, so leid“, sagte die Präses, betonte aber zugleich: „Wir können nichts wiedergutmachen.“ Jede noch so ernst gemeinte Entschuldigung sei nur ein Anfang.

Nach den ersten Diskussionen müsse es jetzt um die Konsequenzen gehen, sagte Hillmann. „Jetzt geht es darum, mit den Betroffenen auf Augenhöhe zu überlegen, wie die Situation verbessert werden kann.“

Kühnbaum-Schmidt: „Hören sie auf das, was Betroffene sagen“

Auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, ergriff das Wort zur Forum-Studie. Die Würde jedes einzelnen Menschen sei in der Gottebenbildlichkeit begründet. „Es trifft uns als Kirche ins Mark, dass die Würde von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unserer Kirche verletzt worden ist“, sagte Kühnbaum-Schmidt.

Direkt und deutlich rief die Landesbischöfin die Synodalen auf: „Lesen sie diese Studie. Hören sie auf das, was Betroffene schreiben und sagen.“

Für die Nordkirche würden in allen weiteren Schritten die Beschlüsse des Beteiligungsforums handlungsleitend sein, sagte Kühnbaum-Schmidt. Sie betonte zum Schluss: „Wir brauchen einen grundlegenden Kulturwandel.“ Dieser müsse von allen gemeinsam gewollt und gestaltet werden.

Ende Januar war die von der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragte Studie des unabhängigen Forschungsverbunds ForuM veröffentlicht worden. Sie zeigt Ausmaß und Risikofaktoren sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Die Wissenschaftler ermittelten mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie. Sie gehen aber davon aus, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegt, weil längst nicht alle relevanten Akten der Landeskirchen und diakonischen Landesverbände eingesehen wurden.