Nordkirche: Fehrs verurteilt Antisemitismus als Sünde

Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs hat in ihrem Sprengelbericht bei der Landessynode der evangelischen Nordkirche am Sonnabend in Travemünde Antisemitismus als nicht zu tolerierende Sünde verurteilt. Fehrs ist seit vergangenem Montag (20. November) kommissarisch amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In einleitenden Worten ging sie sehr persönlich auf ihr neues Amt ein.

„Ich habe hohen Respekt vor dieser Aufgabe, gerade auch angesichts der ‚ForuM‘-Studie zum Thema sexualisierte Gewalt, die Ende Januar veröffentlicht wird“, sagte Fehrs. Die sich daraus ergebenden Veränderungsprozesse gelte es mit Übersicht, Klarheit und Feingefühl zu begleiten. Ihre Vorgängerin Annette Kurschus war am vergangenen Montag zurückgetreten. Kurschus wird vorgeworfen, sie sei nicht transparent mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt an ihrem früheren Wirkungsort Siegen umgegangen.

„Ich bedaure persönlich sehr, dass es zu diesem Rücktritt gekommen ist“, sagte Fehrs. Zugleich sei sie dankbar, dass das Beteiligungsforum stringent daran festhalte, die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt voranzutreiben.

Mit klaren Worten ging Fehrs auf die aktuelle nationale und internationale Lage ein. „Wir alle spüren dieses Gefühl: Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Die Bischöfin sprach von Hass und Terror in Nahost und davon, dass in Deutschland ein um sich greifender Antisemitismus wahrzunehmen sei. Sie betonte: „Antisemitismus ist Sünde. Gottlos und nicht zu dulden.“

In ihrem Rückblick erwähnte Fehrs unter anderem die Gedenkveranstaltungen am 9. November auf dem ehemaligen Bornplatz sowie am 28. Oktober nahe dem Bahnhof Altona in diesem Jahr. Am 28. Oktober 1938 wurden in Hamburg sowie reichsweit jüdische Frauen, Männer und Kinder mit polnischer Staatsangehörigkeit nach Polen ausgewiesen. Viele wurden später ermordet. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden überall in Deutschland Synagogen sowie jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört. Menschen jüdischen Glaubens wurden verhaftet, bedroht und ermordet.

Als „spannendes Projekt“ bezeichnete Fehrs das von der Stadt Hamburg finanzierte „Housing First“-Modellprojekt. Obdachlose erhielten hierbei keine befristete Übergangsunterkunft, sondern bekämen gleich zu Beginn eine vollwertige Wohnung mit allen Rechten und Pflichten, lobte sie. „Housing First Hamburg“ ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Damit sollen gezielt Menschen erreicht werden, die seit langer Zeit ohne Wohnung sind und denen aufgrund ihrer unterschiedlichen Probleme bislang kein Wohnraum vermittelt werden konnte.

Die Landessynode mit 156 Mitgliedern ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder. Die Synodalen repräsentieren die verschiedenen Ebenen der Nordkirche und arbeiten mehrheitlich ehrenamtlich.