Nordkirche diskutiert ForuM-Studie, Haushalt und Kirchenasyl

Die Landessynode der evangelischen Nordkirche hat auf ihrer Februartagung (22. bis 23. Februar) in Lübeck-Travemünde mit großer Mehrheit ein Votum zur Stärkung des Kirchenasyls beschlossen. Damit werde einerseits allen Kirchengemeinden gedankt, die sich für Menschenrechte von Geflüchteten einsetzen. Des Weiteren sei das Votum als Bitte an die Kirchenleitung zu verstehen, sie synodale Haltung zum Kirchenasyl gegenüber der Landes- und Bundespolitik offensiv zu vertreten. Das Votum sei außerdem ein deutlicher Appell an die politischen Verantwortlichen, kirchliche Schutzräume zu achten.

Am Freitag beschloss die Landessynode für die Jahre 2024/2025 zudem ihren ersten Doppelhaushalt. Das entsprechende „Kirchengesetz zur Verminderung von Verwaltungsaufwand im Bereich des Haushaltsführungsrechts“ ist im Vorwege mit großer Mehrheit angenommen worden. Für 2024 sind demnach Einnahmen in Höhe von knapp 610 Millionen Euro vorgesehen, für 2025 rund 618 Millionen Euro. Der Großteil der Einnahmen gehe an die 13 Kirchenkreise. Größte finanzielle Herausforderung werden die großen landeskirchlichen Sanierungs- und Baumaßnahmen, darunter der Schleswiger Dom und der Campus Ratzeburg.

Die Kirchenparlamentarier möchten zudem den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) 2029 in die Nordkirche nach Hamburg einladen. Der Beschluss vom Donnerstag beinhaltet, dass die Kosten die Summe von 10,76 Millionen Euro nicht überschreiten dürfen. Die offizielle Einladung soll im Sommer ausgesprochen werden.

Zu Beginn der Tagung am Donnerstag ist in einem Gottesdienst ein Schuldbekenntnis verlesen worden. „Wir sind keine sichere Kirche“, sagte Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein. Präses Ulrike Hillmann warf die Frage auf: „Steht es uns noch zu, von der Liebe Gottes zu sprechen?“

Die Landessynode diskutierte im Anschluss als erste Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die Konsequenzen aus der ForuM-Studie. Dazu stellte Rainer Kluck, Leiter der Stabsstelle Prävention, in seinem Abschlussbericht fest, dass die Nordkirche seit dem Fall Ahrensburg 2010 „eine steile Lernkurve“ gemacht habe. Die Erkenntnisse der Studie sind laut Kluck „ein Schatz, der gehoben werden muss“. Dieser Prozess brauche Zeit, es bedürfe der Prüfung der derzeitigen Präventions- und Interventionsinstrumente, und es sei wichtig, „dass wir den Betroffenen zuhören“, betonte Kluck.

In ihrem Statement zur ForuM-Studie betonte Präses Hillmann: „Wir können nichts wiedergutmachen.“ Jede noch so ernst gemeinte Entschuldigung sei nur ein Anfang. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt erklärte: „Wir brauchen einen grundlegenden Kulturwandel.“ Dieser müsse von allen gemeinsam gewollt und gestaltet werden.

Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, forderte in seinem Sprengelbericht am Freitag eine „verletzliche Kirche“. „Wir müssen von unserem hohen Ross heruntersteigen.“ Eine „verletzliche Kirche“ sei eine, die ehrlich in ihrer Rückschau ist, erklärte Jeremias. „Sie wendet sich zu den Menschen in Leid und Not.“ Mit Blick auf ForuM betonte der Bischof: „Wir können uns nicht selbst entschulden. Wir können nur Verantwortung übernehmen. Wir müssen als Kirche lernen, mit unserer Schuld zu leben.“

Auf der Tagesordnung standen zudem zahlreiche Berichte. Der Beschluss zu einem „Kirchengesetz über die Widmung und Entwidmung von Kirchen“ ist aus Zeitgründen verschoben worden.

Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder. Die 156 Synodalen repräsentieren die verschiedenen Ebenen der Nordkirche, also Kirchenkreise sowie Dienste und Werke.