Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr fordert eine gesellschaftliche Sensibilisierung gegenüber den Interessen von Jüdinnen und Juden in Deutschland. Abschätzige Bemerkungen über Juden seien inzwischen salonfähig geworden, kritisierte der katholische Geistliche beim Jahresempfang seines Bistums am Donnerstagabend in Erfurt. Deutschland müsse ein Staat werden, in dem Angehörige des Judentums sicher leben können. Dies sei derzeit noch nicht gegeben.
Neymeyr sagte weiter, er lebe gerne in einem Staat, der das Existenzrecht Israels bedingungslos anerkenne. Auch aufgrund seiner Geschichte müsse die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches ohne Wenn und Aber dafür einstehen, dass Israel ein völkerrechtlich anerkannter souveräner Staat sei.
Zugleich bewege ihn im gegenwärtigen Konflikt aber gleichermaßen das Schicksal der Palästinenser. Auch für sie gebe es ein Existenzrecht, das ohne eine Zwei-Staaten-Lösung nicht gesichert sein könne.
Mit Blick auf den 103. Deutschen Katholikentag Ende Mai 2024 in Erfurt erinnerte Neymeyr daran, dass er in einer Umgebung stattfinde, in der sich nicht alle zum christlichen Glauben bekennen. So werde eine Aufgabe des Glaubensfestes darin bestehen, diesen Menschen das Motto der fünftägigen Zusammenkunft „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ zu übersetzen. Ein zukünftiger Frieden lasse sich auch für Nichtchristen in einer Überwindung der Klimakrise oder einer gelungenen Integration von Zuwanderern erreichen. Das seien generationenübergreifende Projekte für eine friedlichere Welt.