Mit dem Rauchen aufhören, ein paar Kilo abnehmen oder etwas weniger Geld für Kleidung ausgeben: Wenn man es nicht ernst meint mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr, kann man sie auch kaum erfüllen. “Das Problem mit den Vorsätzen ist meist, dass das Commitment fehlt, der innere Druck”, sagt Professorin Anja Achtziger, Inhaberin des Lehrstuhls für Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihr zufolge werden nur 20 bis 30 Prozent der gefassten Ziele fürs neue Jahr überhaupt vernünftig angegangen. “Alles andere verschwindet im Alltagsgeschäft.”
1. Januar als psychologische Marke für den Neustart
Immerhin: 5 bis 10 Prozent der Menschen würden ihre Vorsätze tatsächlich umsetzen, weil sie eben einen unbedingten Willen dazu hätten und sich womöglich schon länger mit dem Vorsatz auseinandergesetzt haben. “Der 1. Januar ist dann für sie eine wichtige psychologische Marke für den Neustart”, erklärt die Psychologin. Dass trotzdem so viele Menschen jedes Jahr aufs Neue Vorsätze fassen, obwohl sie schon oft gescheitert sind, bezeichnet Achtziger als “illusorischen Optimismus”. Man vergesse die Fehlversuche aus den vorangegangenen Jahren und neige zur Selbstüberschätzung. Hinzu komme ein gewisser sozialer Druck durch Familie und Freunde.
“Neujahrsvorsätze sind ein Teil der Kultur, man redet darüber, es schafft dadurch soziale Identität und Bindungen”, erklärte Achtziger. “Aber viele nehmen es nicht ernst, machen sich sogar darüber lustig”. Dementsprechend sei die Enttäuschung meist auch nicht allzu groß, wenn man sich in der ersten Januarwoche wieder genüsslich Schokolade essend auf der Couch wiederfinde – obwohl man doch eigentlich abnehmen wollte. Achtziger: “Den meisten ist es relativ egal, wenn sie ihre Vorsätze nicht einhalten.”
