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Neuer Wehrdienst: Am Beraternetz wird bereits geknüpft

Das neue Wehrdienst-Modernisierungsgesetz steht kurz vor dem Start, und rund 40 Personen haben sich in der bayerischen evangelischen Landeskirche schon als neue Beraterinnen und -berater gemeldet. Wenn wegen des neuen Wehrdiensts alle jungen Leute des Jahrgangs 2008 mit der Frage konfrontiert sind, ob sie zur Bundeswehr gehen wollen oder nicht, stünden sie im kommenden Jahr bereit, sagte der Referent der Arbeitsstelle kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung in der bayerischen Landeskirche, Pfarrer Martin Tontsch, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf das Angebot aufmerksam gemacht werden die betroffenen evangelischen Jugendlichen in Bayern mit einem Schreiben von Landesbischof Christian Kopp.

„Wir sind gerade in einer dynamischen Entwicklung, vieles ist unklar“, stellt Tontsch fest. Dennoch habe die Landeskirche bereits die Idee vorangetrieben, ein Beratungsnetz für den neuen Wehrdienst aufzubauen. Der Landeskirchenrat habe dazu Jugendpfarrerinnen und -pfarrer, Jugendreferenten und die Schulreferate gebeten, sich für diesen Dienst Anfang des kommenden Jahres für einige Wochen zu melden. Auch die evangelische Jugend (ejb) habe in ihren Reihen dafür geworben. Gedacht sei an telefonische Kurzberatungen, Videokonferenzen oder Beratung per Messengerdiensten, sagte Tontsch. Dafür werden er und Ilona Schuhmacher von der ejb die neuen Berater schulen.

Sie können mit den Ratsuchenden dann darüber sprechen, was in den Anschreiben der Bundeswehr steht und welche Konsequenzen das hat, aber auch seelsorgliche Beratung geben. „Wir wollen jungen Leuten einen Raum geben, zu reflektieren“, sagt Tontsch. Die evangelische Kirche trete grundsätzlich für einen freiwilligen Wehrdienst ein, „wir halten aber niemanden ab, zur Bundeswehr zu gehen“. Die jüngst erschienene Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) besage auch, dass es gute Gründe geben könne, sich für die Gesellschaft in der Bundeswehr und gute Gründe, sich woanders zu engagieren.

Die Beratungsstellen würden den jungen Leuten anbieten, mit ihnen darüber nachzudenken, was sie wollen. „Wir fragen, was die Eltern dazu sagen, aber ermutigen sie auch, den eigenen Weg zu gehen“, erklärt der Pfarrer. Er ergänzt, wenn ein Jugendlicher den Bundeswehrdienst in Betracht ziehe, könnten die Berater auch den Kontakt zu einem Militärseelsorger vermitteln, der schildern könne, wie es Menschen in der Bundeswehr geht.

Die Kriegsdienstverweigererberatung war auch nach der Aussetzung der Wehrpflicht in der Bundesrepublik im Jahr 2011 nicht verschwunden, erklärt Tontsch. „Die Zahlen der Ratsuchenden waren gering, aber es gab sie immer.“ Eine ganz starke Veränderung habe man nach dem Februar 2022 erlebt, nachdem Russland die Ukraine überfallen habe. „Seither haben wir mehr als eine Verzehnfachung der Zahlen.“ Da seien viele Reservisten darunter, „die merken, dass Angehöriger der Reserve zu sein, auch Konsequenzen hat“. (3815/04.12.2025)