Neue Vorwürfe gegen gestorbenen Bischof – Umbettung gefordert

Neue Anschuldigungen gegen früheren Hildesheimer Bischof: Drei weitere Betroffene beschuldigen Heinrich Maria Janssen des sexuellen Missbrauchs. Wird sein Grab nun aus der Bischofsgruft im Dom entfernt?

Gegen den gestorbenen katholischen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) gibt es neue Anschuldigungen. Drei weitere Betroffene werfen ihm schweren sexuellen Missbrauch über einen Zeitraum von mehreren Jahren vor, wie das Bistum Hildesheim am Donnerstag mitteilte. Sie waren demnach zu den jeweiligen Tatzeitpunkten zwischen acht und zwölf Jahre alt.

Die Taten hätten sich laut den Betroffenen im Bistum Hildesheim und außerhalb des Bistums ereignet, so die Diözese. Genauere Angaben könne man aus Gründen des Betroffenenschutzes derzeit nicht machen.

Janssen war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim und bei vielen sehr beliebt. Bereits in den Jahren 2015 und 2018 hatten zwei Betroffene Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben. Eine 2021 veröffentlichte Studie konnte die Vorwürfe weder belegen noch entkräften. Allerdings wirft sie Janssen vor, sexuellen Missbrauch wissentlich geduldet zu haben.

“Ich bin schockiert und fassungslos angesichts der neuen Vorwürfe gegen Bischof Janssen sowie der Schwere der geschilderten Taten”, erklärte der heutige Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. “Meine Gedanken sind bei den Menschen, die von diesen Verbrechen betroffen sind.” Die neuen Vorwürfe sollen laut Bistum in eine weitere Aufarbeitungsstudie einfließen, die derzeit in Planung ist – vorausgesetzt die Betroffenen sind einverstanden.

Diese hatten sich an unabhängige Experten für Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt in ihrem Bistum gewandt, wie es hieß. Der Bischöfliche Beraterstab zu Fragen sexualisierter Gewalt des Bistums Hildesheim, ein mehrheitlich aus unabhängigen Mitgliedern bestehendes Gremium, habe am 6. Juni die Plausibilität der Vorwürfe festgestellt. An der Sitzung habe auch Wilmer teilgenommen. Dieser habe inzwischen zwei weitere Gremien, das Domkapitel und den Diözesanpastoralrat, informiert.

Als erste Reaktion auf die Vorwürfe wurde die Bischofsgruft im Hildesheimer Dom, in der Janssen beigesetzt ist, verschlossen. Eine kürzlich in der Gruft aufgestellte Tafel, die über die Vorwürfe informiert, wurde nun davor platziert. “Wir werden seitens des Domkapitels unverzüglich prüfen, inwieweit eine Umbettung von Heinrich Maria Janssen aus der Bischofsgruft im Dom möglich ist”, erklärte Weihbischof und Domdechant Heinz-Günter Bongartz. Betroffenenvertreter fordern dies seit längerem.

Der Betroffenenrat der Bistümer Hildesheim, Hamburg und Osnabrück bekräftigte nun diese Forderung. “Täterverehrung ist auch immer ein Stück weit Opferverhöhnung”, heißt es in einer Stellungnahme. Dass das Domkapitel nun nach fünf Meldungen “endlich” die Gruft verschlossen habe, könne und dürfe nur ein erster Schritt sein.

Das Bistum hatte im Frühjahr eine weitere Aufarbeitungsstudie ausgeschrieben. Sie soll sexualisierte, physische und psychische Gewalt zwischen 1945 und 2024 untersuchen. Forscher können sich noch bis Ende Juni für das Vorhaben bewerben.