Neue Ergebnisse bei Provenienzforschung im Buchheim-Museum
Bei einem Forschungsprojekt sind rund 200 Papierarbeiten von “Brücke”-Künstlern aus dem oberbayerischen Buchheim-Museum zu ihrer Herkunft untersucht worden. Was dabei herausgekommen ist und wie es weitergehen soll.
Das Buchheim-Museum am Starnberger See hat 194 Zeichnungen und Aquarelle von “Brücke”-Künstlern auf ihre Provenienz untersuchen lassen. Dabei sei herausgekommen, dass für 29,9 Prozent ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden könne, teilte das Haus am Dienstag im oberbayerischen Bernried mit. Für 69,9 Prozent sei der Verbleib zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt. Es bestünden Lücken. Allerdings gebe es keine Hinweise darauf, dass die Nationalsozialisten die Werke ihren Besitzern entzogen hätten. Bei 0,5 Prozent des Forschungskonvoluts müssten die Herkunftsrecherchen vorrangig fortgesetzt werden.
Die untersuchten Werke stammten von Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff, heißt es. Der Recherchefokus sei darauf gelegen, die oft komplexen Eigentumsverhältnisse der Papierarbeiten während des NS-Regimes zu rekonstruieren. Insbesondere habe dies für drei Aquarelle gegolten, auf denen bei einer exemplarischen Voruntersuchung der Sammlerstempel von Alfred Hess (1879-1931) gefunden worden sei.
Dessen Sohn Hans Hess (1908-1975), der die Sammlung seines Vaters geerbt hatte, war den Angaben zufolge von den Nazis verfolgt worden. Es hätte sich deshalb bei den vorhandenen Werken um NS-Raubkunst handeln können. Die Wissenschaftler fanden jedoch heraus, dass die Aquarelle bis zu ihrem Verkauf im Jahr 1956 im Eigentum der Familie geblieben sein müssen, da Familienmitglieder die Einlieferer zur 25. Aktion des Stuttgarter Kunstkabinetts gewesen seien. Dort hatte der Sammler und Buchautor Lothar-Günther Buchheim (1918-2007) den Zuschlag für die Arbeiten bekommen.
Erstmalig seien nicht nur die Forschungsergebnisse, sondern auch Auszüge werkrelevanter Primärquellen veröffentlicht worden, heißt es. Dabei handele es sich um Seiten aus Auktionskatalogen aus der Privatbibliothek der Eheleute Buchheim, die in den meisten Fällen von Lothar-Günther Buchheim mit Randnotizen versehen worden seien und die sein Kaufinteresse veranschaulichten. Diese Anmerkungen dürften allerdings nicht automatisch als Markierung für einen tatsächlichen Erwerb interpretiert werden.
Weiter gab das Museum bekannt, dass die Buchheim-Stiftung eine unbefristete Teilzeitstelle am Haus verankern werde. Neuer Forschungsschwerpunkt seien die Werke aus der 2021 hinzugekommenen Sammlung Joseph Hierling.