Auf seiner ersten Auslandsreise als Außenminister wurde Marco Rubio mit offenen Armen empfangen. Sie führte ihn nicht nach Europa, sondern nach Panama, Guatemala, El Salvador, Costa Rica und in die Dominikanische Republik. Die Reise nach Mittelamerika hatte mehr als symbolischen Wert: Sie zeigt, Lateinamerika ist in das geopolitische Zentrum der US-Außenpolitik gerückt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Die meisten Migranten kommen aus dieser Region. US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf die „größten Massenabschiebungen in der Geschichte der USA“ angekündigt. In diesem harten Kurs wird er von seinem Außenminister unterstützt. Aber auch knallharte wirtschaftliche Gründe brachten Rubio, Kind kubanischer Einwanderer, in die Region. Denn der zunehmende Einfluss Chinas, dem inzwischen größten Handelspartner Lateinamerikas, ist der Trump-Regierung ein Dorn im Auge.
Gleich bei seiner ersten Reisestation in Panama musste Rubio die Wogen glätten. Trump hatte dem Land offen gedroht, den Panamakanal „zurückholen“. Auch Rubio kündigte „Maßnahmen“ an, falls Panama nicht den chinesischen Einfluss auf den Kanal rückgängig mache. Dem Land blieb nichts weiter übrig, als einzulenken. Inzwischen haben die USA Panama sogar einen Vertrag abgerungen, der US-Kriegsschiffen die kostenlose und vorrangige Passage durch den Kanal garantiert.
Auch in El Salvador handelte Rubio mit dem dortigen Präsidenten Nayib Bukele einen bemerkenswerten Deal aus, nach dem die USA einen Teil ihres Gefängnissystems in das mittelamerikanische Land auslagern dürfen. Rubio lobte diesen Vorschlag Bukeles als „außerordentliche Geste“, machte aber auch klar: El Salvador ist nur der Anfang. An Abkommen mit weiteren lateinamerikanischen Ländern wird bereits gearbeitet.
Die ersten Inhaftierten aus den USA sind im März in dem von Menschenrechtlern heftig kritisierten Hochsicherheitsgefängnis Cecot in El Salvador angekommen. Dabei soll es sich laut US-Regierung um Gangmitglieder handeln. Bukele lässt sich diese „Geste“ mit mehreren Millionen US-Dollar bezahlen. Der Betrieb des Gefängnisses kostet seinen eigenen Angaben zufolge 200 Millionen US-Dollar jährlich.
Für Regime wie in Venezuela, Kuba und Nicaragua kündigte Rubio eine härtere Gangart an. Die Zeit von Appeasement-Politik gegenüber Diktatoren sei vorbei, sagte er. Der Demokrat Joe Biden hatte kurz vor Ende seiner Amtszeit das sozialistisch regierte Kuba von der US-Liste der Terrorunterstützer genommen. Im Gegenzug ließ die Regierung in Havanna politische Gefangene frei. Die neue US-Regierung setzte den Inselstaat postwendend wieder auf die Liste.
Auch gegenüber Venezuela ist der Ton wieder schärfer. Rubio sieht die nationale Sicherheit der USA durch eine „starke russische und iranische Präsenz“ in Venezuela bedroht. Denn Iraner bauten dort Fabriken für Drohnen, die die USA erreichen könnten, sagte er.
Auf einer Pressekonferenz in dem kleinen Nachbarland Guyana sicherte Rubio militärische Unterstützung zu, falls das Land von Venezuela angegriffen werde. Venezuela droht Guyana, die ölreiche Provinz Essequibo wegzunehmen. Per Gesetz hatte Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro sie bereits zu einem neuen Bundesstaat erklärt. Laut einer mit der Regierung in Guyana geschlossenen Vereinbarung darf jetzt das US-Militär vor der Küste patrouillieren.
Seit Jahren arbeitet Washington gezielt, aber erfolglos an einem Sturz Maduros. Wenig überraschend verschärfte die neue US-Regierung die Sanktionen und entzog Ölunternehmen die Förderlizenz.
Die Haltung zu Venezuela macht Rubio auch zum Maßstab für die Beziehungen zu anderen lateinamerikanischen Ländern. Den linksgerichteten Präsidenten Kolumbiens und Brasiliens, Gustavo Petro und Luiz Inácio Lula da Silva, hält er vor, sich nicht deutlich genug von dem „Narco-Staat“ Venezuela zu distanzieren.
Innerhalb kürzester Zeit ist Rubio zu einem der sichtbarsten Minister der US-Regierung geworden. Das könnte ein weiteres Signal sein: Der 53-Jährige hat Präsidentschaftsambitionen. 2016 hatte er bereits diesen Schritt gewagt, musste aber Trump den Vortritt lassen.